Anders und doch ähnlich: Die Umsetzung von D&I in Europa

Gibt es einen kohärenten europäischen Ansatz für D&I und kann er in unterschiedlichen lokalen Kontexten erfolgreich sein? Welche sind die regionalen Faktoren, auf die D&I zugeschnitten werden muss, um erfolgreich zu sein? Dies waren einige der hochrangigen Fragen, die zu einer innovativen europäischen Studie führten, deren Ergebnisse gerade veröffentlicht wurden.

Die Dynamik der Globalisierung und die Weiterentwicklung der Forschung haben die D&I-Landschaft in den letzten 20 Jahren verändert. Während Experten die Auffassung, dass die Situation in jedem der traditionellen thematischen D&I-Bereiche von Kontinent zu Kontinent und Land sehr unterschiedlich ist, voll und ganz unterstützen, behaupten immer mehr Konzepte und Tools, weltweit gleichermaßen gut zu funktionieren. Dieser Glaube erkennt nicht immer implizite Annahmen an, die in einige dieser Rahmenbedingungen eingebettet sind, und einige berücksichtigen auch keine regionalen Besonderheiten. „Europa war schon immer ein besonderer Fokus und eine besondere Leidenschaft für uns“, sagt der D&I-Ingenieur Michael Stuber und verweist auf den Namen seines Unternehmens „European Diversity“; „Wir haben eine gewisse Kohärenz zwischen der EU und der EFTA sowie Unterschiede gesehen, die es zu untersuchen galt“.

Ziel des von Stuber an die Cologne Business School (CBS) angetragenen Forschungsprojektes war es daher, aus vergleichender Sicht länderspezifische Merkmale in der D&I-Implementierung durch Unternehmen, die in den definierten regionalen Clustern tätig sind, zu analysieren. Diese Studien konzentrierten sich auf die Frage, ob die D&I-Praktiken in den verschiedenen europäischen Regionen unterschiedlich sind, während jede europäische Gemeinsamkeit ein implizites Ergebnis der Gesamtheit der Studien wäre.

Das europäische D&I-Forschungsprojekt

Das neue Arbeitspapier stellt die Ergebnisse von fünf Studien vor, die sich mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Diversity & Inclusion (D&I) innerhalb und außerhalb Europas befassen. Zu den wichtigsten Analysen gehörten

  • Inhaltsanalyseverfahren zur Operationalisierung von Informationen, die von großen Unternehmen gemeldet werden, die in den Clustern des Ziellandes tätig sind.
  • Lokale Datenanalysen von öffentlichen Informationen über gesellschaftliche, rechtliche und andere Kontextfaktoren.

Der Vergleich von beiden ermöglichte es dem Forscher, seine Annahmen zu testen, die größtenteils auf neo-institutioneller Theorie basierten. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören eine Reihe von Einflussfaktoren, die Merkmale und Gemeinsamkeiten innerhalb und außerhalb Europas bestimmen.

Jede der fünf Studien, die zwischen Herbst 2015 und Frühjahr 2016 durchgeführt wurden, wird als kurzer Forschungsbericht vorgestellt, der eine allgemeine Beschreibung der Relevanz des Themas für die analysierten Volkswirtschaften, die Besonderheiten des lokalen institutionellen Kontextes, einen kurzen Überblick über die verwendeten Methoden sowie eine Präsentation und Diskussion der Ergebnisse enthält.

  • Cluster 1: Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden
  • Cluster 2: Frankreich, Belgien und Luxemburg
  • Cluster 3: Großbritannien, Irland und die Niederlande
  • Cluster 4: Türkei und Griechenland
  • Cluster 5: Polen, Litauen, Lettland und Estland.

Einige Ergebnisse und wichtige Erkenntnisse

Da eine Reihe früherer paneuropäischer D&I-Studien bereits Konsistenz für die Region im Laufe der Zeit gezeigt hat (Analyse der Unternehmensgeschäftsberichte 2008 – 2018), konzentrierte sich die neue Forschung auf lokale Einflüsse in den oben genannten regionalen Clustern. Um dies zu untersuchen und innerhalb gewisser Grenzen vergleichbar zu sein, konzentrierten sich die Studien auf spezifische Kontextfaktoren der Umsetzung von Diversity & Inclusion, beobachteten einige Eckpfeiler und nutzten einige gemeinsame Forschungsinstrumente, darunter die Diversity Implementation Checkliste der Europäischen Kommission. Für fast alle Länder bot der EU-Kontext einen natürlichen Bezugsrahmen, der einige Auswirkungen auf die D&I-Programme der Unternehmen zu haben schien, insbesondere auf die Wahl und Fokussierung der Diversity-Dimension. Auf der anderen Seite wurden in jedem regionalen Cluster Besonderheiten festgestellt:

  • Für Skandinavien fand Wilperath ein „nordisches Modell“, das einige transnationale Gemeinsamkeiten mit gemeinsamen (z.B. sozialstaatlichen) Werten erklärt. Unterschiede könnten z.B. durch unterschiedliche Migrationsdynamiken erklärt werden.
  • Dükert zeigte ein gemeinsames antidiskriminierendes Verständnis für Frankreich, Belgien und Luxemburg, während thematische Schwerpunkte (z.B. auf Behinderungen in Frankreich oder auf junge Menschen in Belgien und Frankreich) mit Daten erklärt werden konnten, die lokale Besonderheiten veranschaulichen.
  • Für Irland, die Niederlande und das Vereinigte Königreich identifizierte Blauen personalpolitische Grundsätze und Ausbildung als transnationale Gemeinsamkeit. Spezifische Gleichstellungsinitiativen in den Niederlanden erklären sich durch das ausgeprägte Lohngefälle.
  • Saran fand deutliche Ähnlichkeiten zwischen den Diversity-Ansätzen türkischer und griechischer Unternehmen, z.B. im Hinblick auf einen Fokus auf Chancengleichheit oder Antidiskriminierung, aber auch im Hinblick auf die fehlende Berücksichtigung der LGBT-Dimension.
  • In ihrer Analyse von Unternehmen im sogenannten Baltikum und in Polen zeigte Börsch ähnliche Ansätze zu Geschlecht und Alter, die durch vergleichbare gesellschaftliche Faktoren erklärt wurden.

Die Ergebnisse zeigen, welche der lokalen Kontextfaktoren einen direkten Einfluss auf die Umsetzung von Diversity & Inclusion zu haben scheinen. „Es ist interessant festzustellen, dass die Faktoren, die zu unterschiedlichen D&I-Ansätzen führen, sehr spezifisch für den jeweiligen lokalen Kontext sind“, sagt Stuber. Während Geschlecht, Generationen, geografische Herkunft und Mobilität in Europa deutlich voneinander abweichen, sagt er: „Die Vorteile für Unternehmen, als auch die Barrieren und Vorurteile im Zusammenhang mit D&I, haben ein starkes europäisches Profil“. Internationale Unternehmen sollten daher in ihrem globalen Rahmen ein europäisches Element etablieren, das die große Zahl der Gemeinsamkeiten konsolidieren sollte.

 

Mehr zum Thema

https://de.diversitymine.eu/schwerpunkt-diversity-personal-quarterly/ mit Artikel über die europäische D&I-Forschung

https://de.diversitymine.eu/european-blue-chip-firms-underreport-di/ EuroStoxx®50

https://de.diversitymine.eu/eurozone-blue-chips-increase-volume-of-di-communication-with-a-gender-focus/ EuroStoxx®50 EuroStoxx®50

https://de.diversitymine.eu/new-empirical-data-about-di-in-european-blue-chip-corporations/ Stoxx®50Europa

http://ungleich-besser.de/diversity-verstaendnis/forschungs-kompendium/  über verschiedene Formen der Forschung

 

Quelle

Vielfalt und Integration in Europa: Analyse lokaler Besonderheiten und internationaler Einflüsse

ARBEITSDOKUMENT 04/2018

Herausgegeben von Anja Karlshaus, Irene López, Ingvill C. Mochmann, Ihar Sahakiants und Michael Stuber.

https://cbs.de/en/university/research/publications/cbs-working-paper-series/

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Cologne Business School (CBS) und European Diversity Research & Consulting durchgeführt.