Führungskräfte im Duett als Modell für mehr Work-Life-Balance
Es ist kein Geheimnis: motivierte und leistungsbereite Mitarbeiter sind eine Voraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens. Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit genügend Zeit für Privatleben und Erholungsphasen legen den Grundstein für eine ausgewogene Work-life-Balance. Diese ermöglicht den MitarbeiterInnen, sich mit ihrem Arbeitgeber zu identifizieren und sich bei Bedarf über den Dienst nach Plan hinaus, für die Firma zu engagieren.
Eine Variante, qualifizierte Führungskräfte an sich zu binden, kann für ein Unternehmen sein, eine leitende Position mit zwei Teilzeit-Chefs zu besetzen, also ein sogenanntes Topsharing zu unterstützen. Immer mehr Unternehmen gehen diesen Schritt und machen gute Erfahrungen. Die Doppelspitze arbeitet dann meist mit zwei 60-Prozent-Kräften, deren Arbeitszeit sich an einem Tag der Woche überschneidet, um sich abzusprechen und wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Wichtig für das Duo ist wie in jedem anderen Team auch, dass die Chemie stimmt und keiner am Stuhl des anderen sägt. Die Erfahrung zeigt, dass es für die Teilzeit-Führungskraft gleichzeitig weniger belastend ist, über die Anwesenheit am Arbeitsplatz hinaus in ihrer Freizeit mit einer geschäftlichen Angelegenheit behelligt zu werden, weil sie noch über die notwendigen Reserven verfügt. Arbeitszeiten von hundert Prozent und mehr entfallen nicht mehr auf eine Person sondern mit 120 Prozent Chef-Präsenz ist das Team ohnehin schon besser aufgestellt. Das Modell wurde nicht allein für karrierefreudige Mütter ersonnen, sondern kann einen Karrieresprung oder einen Berufsausstieg aus Altersgründen ohne Verlust begleiten.
Der Mehrwert für das Unternehmen ist offensichtlich: Durch unterschiedliche Stärken und zweierlei Sichtweisen wird das Spektrum in der Führung breiter. Die einzelne Führungskraft wird gelassener durch sinkenden Druck und mehr Freizeit. Selbstverständlich ist die gemeinsame Abstimmung gegenüber Mitarbeitern sehr bedeutend. Maßnahmen dürfen nicht in entgegen gesetzte Richtungen zielen, die Funktionen müssen klar zugeteilt werden. Gut organisiert und mit entsprechender Unterstützung durch die Unternehmensleitung hat dieses Führungsmodell das Potenzial zur nachhaltigen Optimierung der Leistungsfähigkeit mit gleichzeitiger Burn-Out-Prävention.
Wie nötig in Deutschland der Handlungsbedarf zum Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben ist, bestätigte aktuell eine Regus-Umfrage. Für die Umfrage wurden 16.000 Unternehmer und Angestellte in über 80 Ländern weltweit befragt. Die Beteiligten wurden zu Arbeitszeit, Zufriedenheit mit ihrer Freizeit und Einschätzung des Gleichgewichts zwischen Berufs- und Privatleben befragt. Die Auswertung des Work-Life-Index, basierend auf dem 2010 festgelegten Basiswert 100, bestätigt zum ersten Mal, dass ein bedeutender Zusammenhang zwischen einem flexiblen Lebensstil und Produktivität am Arbeitsplatz besteht und auch für das Unternehmenswachstum von wesentlicher Bedeutung ist.
Der Work-Life-Index liegt in Deutschland mit 95 Punkten weit unter dem internationalen Durchschnitt von 124 Punkten. Immerhin ist die Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance in Deutschland zwischen 2010 und 2012 um 61 Prozent gestiegen, was jedoch vor allem auf die entspanntere Wirtschaftlage zurückgeführt wird. Fast zwei Drittel der befragten Angestellten haben Freude an ihrer Arbeit und knapp die Hälfte sind mit der Zeit zufrieden, die sie für persönliche Zwecke nutzen können.
Wer heute herausragende Mitarbeiter an sich binden will, muss mehr bieten als hohe Gehälter. Gute Chefs haben das Privatleben aller – auch ihr eigenes – im Blick. Moderne Arbeitsweisen und mehr Flexibilität sind auf jeden Fall Methoden, talentierte Mitarbeiter zu binden und zur Entfaltung zu bringen.