Berlin „arm aber sexy“, und bald auch „alt und sexy“?
Der demografische Wandel zu einer alt(ernde)n Bevölkerung setzt seinen Trend in Deutschland unaufhaltsam fort. Auch die Hauptstadt Berlin ist hiervon betroffen. Laut Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) wird bis zum Jahre 2010 ein Viertel der Bewohner Berlins älter als 65 Jahre sein; eine Zahl, die einem Anstieg von 6 Prozent entspricht. Noch deutlicher wird der Anteil der über 80-jährigen Einwohner ansteigen: Mehr als 250.000 und damit doppelt so viele „Alt-Berliner“ wie heute werden 2030 ihren Wohnsitz in der deutschen Haupstadt haben. Der Altersanstieg und die hiermit verbundenen Veränderungen wie z. B. ein wachsender Bedarf an Pflege und altersgerechter Wohnungen sowie drohende Altersarmut stellen die Stadt schon heute vor große Herausforderungen. Doch wie kann die vom eigenen Bürgermeister einst als „arm aber sexy“ beschriebene Stadt strategische Maßnahmen ergreifen, um den Herausforderungen zu begegnen?
Lösungsansätze enthält der im August von der Landesregierung vorgelegte Bericht „Wohnen in Zeiten des längeren Lebens“. Erklärtes Ziel ist die Unterstützung von generationenübergreifenden Wohngemeinschaften und eine infrastrukturelle Anpassung an die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass Anbieter von vielfältigen Wohnformen bei der landeseigenen Investitionsbank (IBB) vergünstigte Konditionen bei der Kreditvergabe erhalten.
Auch das zuvor veröffentlichte „Demografiekonzept“ der Landesregierung beschäftigt sich mit dem Phänomen des demografischen Wandels und konzentriert sich hierbei im Besonderen auf die medizinischen Versorgungsmöglichkeiten der Hauptstadt, die auf den steigenden Bedarf reagieren muss. Bis zum nächsten Jahr sollen daher 36 sogenannte Pflegestützpunkte errichtet werden, die „als erste Anlauf- und Beratungsstelle bei medizinischen und pflegerischen Versorgungsfragen“ dienen und vor allem die städtischen Krankenhäuser entlasten sollen. Die strategischen Maßnahmen des Senats kommen nach Meinung einiger Experten zu spät für die Stadt. Junge-Reyer weist diese Kritiker jedoch auf die statistisch belegte Attraktivität Berlins für Senioren hin und sieht die Hauptstadt in ihrer Planung und Entwicklung „außerordentlich weit“.