Österreich zeigt sich offensiv für Menschen mit Behinderung
Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen fordert im Artikel 9 („Barrierefreiheit“) gleichberechtigten Zugang zu Informationen, um Menschen mit Behinderung eine unabhängige Lebensführung und volle Partizipation in allen Lebensbereichen zu ermöglichen. In Wien lassen zwei Initiativen auf mehr Inklusion von Menschen mit Behinderung hoffen. Die eine ermöglicht gehörlosen Menschen leichteren Zugang zur Internetseite des österreichischen Parlaments und die andere setzt auf Arbeitsmarktintegration, um Ausgrenzung zu verhindern.
Im Jahr 2008 ratifizierte Österreich die UN-Konvention und hat aktuell einen weiteren Schritt in Richtung Zugänglichkeit zu Informationen für Gehörlose unternommen. Da Schriftsprachen für gehörlose Menschen wie Fremdsprachen sind, ist die Gebärdensprache mit eigener Grammatik ihre natürliche Muttersprache. Deshalb sind Schrifttexte im Internet ohne Gebärdensprachvideos für viele Gehörlose kaum verständlich. Während im österreichischen Parlament bereits seit Juli 2009 für die erste gehörlose Abgeordnete durch GebärdendolmetscherInnen in österreichischer Gebärdensprache (ÖGS) gebärdet wird, ließ der Internetauftritt des Parlaments zu wünschen übrig. Seit August ist die Website nun auch in Gebärdensprache zugänglich. Das österreichische Parlament nutzt die Anwendung videotext.web des ServiceCenter ÖGS.barrierefrei. Sie verknüpft Text, Ton und Gebärdensprache synchron miteinander und bietet somit größtmögliche Barrierefreiheit. In mehr als 40 Gebärdensprachvideos können sich Gehörlose über Parlament und Parlamentsgebäude informieren. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer gebärdete unter Anleitung einer gehörlosen Trainerin sogar selbst im Hohen Haus und demonstrierte damit ihre Unterstützung für politische Teilhabe durch gehörlose Menschen.
Eine weitere Maßnahme zur gesellschaftlichen Partizipation von Menschen mit Behinderung ist der „Integrationsfachdienst – Jobwärts“ der Stadt Wien, der im Juli eine erste Erfolgsbilanz ziehen konnte. Das Sozialprojekt hilft seit Anfang des Jahres Menschen mit Behinderung bei der Suche nach Arbeit, weil diese es am Arbeitsmarkt besonders schwer haben. Der stadteigene Fonds Soziales Wien (FSW) finanziert die Beratung der Personen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen. Zunächst werden die Interessen und Wünsche der Arbeitssuchenden erfragt und passenden Arbeitsfeldern zugeordnet. Danach werden Betriebe und Arbeitgeber kontaktiert, um Volontariats- oder Arbeitsplätze zu besetzen. Weiterhin wird über arbeitsrechtliche und finanzielle Themen informiert. Kleine Erfolge waren bereits zu verzeichnen. Bis Ende Juli konnten mehr als die Hälfte der Teilnehmer für Volontariate und Arbeitsplätze vermittelt werden. Leider überwiegt nach Aussage einer FSW-Sprecherin nach wie vor die Zahl der befristeten Beschäftigungsverhältnisse. Daher geht der Appell an die Firmen, Menschen mit Behinderung mehr längerfristige Anstellungen anzubieten, damit sie ihre Potentiale in vollem Umfang entfalten können.