Mittelstand sucht Chefinnen

Rund 22.000 Unternehmen suchen jedes Jahr neue Chefinnen. Das betrifft ca. 287.000 Arbeitsplätze pro Jahr. Im deutschen Mittelstand, der mit einem Anteil von über 90% das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet, erfordert der unternehmerische Generationswechsel dringend nachhaltige Nachfolgeregelungen, um Deutschland langfristig als Spitzenstandort der Wirtschaft zu erhalten.

Für viele Unternehmen bedeutet das Scheitern einer Unternehmensnachfolge das Aus – und damit verbunden den Verlust tausender von Arbeitsplätzen. Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn zufolge betrifft dies, bezogen auf einen Fünf-Jahres-Zeitraum, 110.000 Unternehmen mit mehr als 1,4 Mio. Arbeitsplätzen. 22.000 Betriebe sind pro Jahr auf nachhaltige Nachfolgeregelungen angewiesen, um die 287.000 Arbeitsplätze zu sichern, die sie zur Verfügung stellen. Weniger als 50% der Unternehmen werden lt. Deutschem Industrie- und Handelskammertag DIHK inzwischen innerhalb der Familien weitergegeben.

Trotz dieser eklatanten Zahlen beträgt der Frauenanteil bei Betriebsübernahmen in den einzelnen Bundesländern gegenwärtig lediglich zwischen 13 und 28%, nur jedes zehnte Familienunternehmen wird einer Tochter übergeben. Mit dem bundesweiten Aktionstag ‚Nachfolge ist weiblich!‘ am 13. Juni macht die bundesweite gründerinnenagentur (bga) auf den dringenden Handlungsbedarf und das Potenzial von Frauen in der Unternehmensnachfolge aufmerksam. Ziel ist es, deutschlandweit auf die Chancen und Möglichkeiten einer Unternehmensnachfolge durch Frauen aufmerksam zu machen. „In Deutschland gibt es eine Vielzahl hochqualifizierter Frauen mit Fach- und Führungserfahrung, die ein Unternehmen erfolgreich übernehmen und führen können“, erklärt Iris Kronenbitter, Leiterin der bundesweiten gründerinnenagentur (bga). „Mit der bundesweiten Kampagne ‚Nachfolge ist weiblich!‘ möchten wir noch mehr Frauen dazu ermutigen, Karrierechancen zu ergreifen und als eigene Chefin Führungspositionen zu übernehmen – egal ob im elterlichen Betrieb oder in einem anderen Unternehmen.“

Als verbindliches Zeichen gemeinsamer Verantwortung vereinbarten die Partner, zukünftig regelmäßig einen Bericht „Familie und Beruf“ zu erstellen, der Fortschritte und Defizite bei der Förderung einer familienbewussten Arbeitswelt dokumentieren sowie Handlungsempfehlungen an die Bundesregierung und Wirtschaft abgeben soll. Dazu wird ein hochrangig besetztes Gremium aus VertreterInnen der beteiligten Institutionen benannt, das das Thema in die Öffentlichkeit trägt und die nachhaltige Verankerung auf der politischen und wirtschaftlichen Agenda unterstützt.