Vorstandsfrauen 2013: Schwacher DAX und schwache Ursachenforschung

Der Frauenanteil unter den 191 Vorständen der DAX-30-Unternehmen ist innerhalb des letzten Jahres von 7,8% im Jahr 2012 auf jetzt 6,3% gesunken. Nach dem Ausscheiden von 4 Damen und der Bestellung eines weiblichen Vorstandes zählen wir nunmehr 12 Frauen in den wichtigsten deutschen Konzernorganen. Diese Ergebnisse zeigt eine Sonderauswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die aus Anlass einer neuerlichen Veranstaltung erstellt wurde. Unter dem Titel „Frauen in Führungspositionen auf dem Weg nach oben: Wissenschaft und Unternehmen im Dialog“, bekannten sich verschiedene Personalvorstände einmal mehr dazu, mehr Frauen in Führungspositionen bringen zu wollen.

Im Gegensatz zu Bekenntnissen der Personalvorstände der Deutschen Telekom, Daimler, ThyssenKrupp und Allianz moniert der Juristinnenbund die weiterhin zu geringe Zahl von Frauen in Führungspositionen, die sich auch durch die Selbstverpflichtungen der letzten Jahre bei den allermeisten börsennotierten Unternehmen nicht gesteigert hat. Der Juristinnenbund hat seit 2009 nach eigenen Angaben über 300 Hauptversammlungen besucht und die dort anwesenden Führungskräfte befragt. Die Ergebnisse des Projektes „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“ wurden kürzlich vorgestellt. Der djb kalkuliert im Zeitraum von 2009 bis 2013 einen durchschnittlichen Anstieg von weiblichen Führungskräftezahlen um weniger als 1% bei den DAX- 30-Unternehmen. Ebenso flach wie dieser Zahlenverlauf ist die Ursachenanalyse des djb: Die Probleme begännen schon auf den unteren Ebenen, Frauen steckten dort „wie in einer Lehmschicht fest“. Das Fehlen umfassender Analysen und das entsprechende Fehlen ganzheitlicher Change- Programme stellt eine unangenehme und daher meist verschwiegene Erklärung für den marginalen Fortschritt im Thema Gender Diversity dar. Für die Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen weist der Koalitionsvertrag von Union und SPD eine verbindliche Frauenquote von 30% aus. Dieses Ziel dürfte für die Unternehmen vergleichsweise leicht erreichbar sein. In den DAX-30-Kontrollorganen war der Frauenanteil im letzten Jahr um 2,5 Prozentpunkte auf 21,9% gestiegen – laut DIW sei dies auf die insgesamt sinkende Zahl der Aufsichtsratsmitglieder von knapp 400 auf jetzt nur noch 322 zurückzuführen. Wichtiger dürfte die schon länger bestehende gesetzliche Verpflichtung für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis auf der Arbeitnehmerseite sein. Aber auch die Kapitalseite der Aufsichtsräte stellt mittlerweile 43% der Aufsichtsrätinnen. Ob sich von den Aufsichtsräten direkte Impulse auf die Führungsebenen der Unternehmen ableiten darf angesichts entsprechender Erfahrungen anderer Länder bezweifelt werden.