ZDF-Test beweist schlechtere Chancen für Bewerber mit türkischen Namen

Geburtsort: Deutschland. Motivationsschreiben: Überzeugend. Noten: Sehr gut. Eigentlich die besten Voraussetzungen für einen Jobsuchenden, um andere Kandidaten im Bewerbungsverfahren auszustechen. Allerdings gibt es ein Merkmal, das Personalverantwortliche häufig dazu veranlasst, Bewerbungen abzulehnen und dem Betroffenen keine Chance für ein Vorstellungsgespräch einzuräumen: Der Name.
Arbeitssuchende mit ausländisch klingendem Namen haben nachweislich schlechtere Chancen als Bewerber mit deutschem Namen. Das hat jetzt eine Studie ergeben, die vom ZDF in Auftrag gegeben wurde. Bei dem Test wurden gleichwertige Bewerbungen an Arbeitgeber verschickt, die teilweise mit deutschen und teilweise mit türkischen Namen versehen waren.  Die Ergebnisse sollten Antwort darauf geben, wie viele Bewerber beider Gruppe eine Antwort bekommen, in welchen Arbeitsbereichen die Chancen besonders gut bzw. schlecht sind und welchen Einfluss ein Empfehlungsschreiben hat. So zeigte sich, dass bei allen untersuchten Firmen in der Hälfte der Fälle beide Bewerber – sowohl mit türkischem als auch mit deutschem Namen – eine Rückmeldung bekamen. Spaltet man die Gruppe jedoch auf, zeigt sich besonders in kleinen Unternehmen ein Gefälle: In Betrieben mit bis zu 50 Mitarbeitern bekommen 27 Prozent der Bewerbungen mit deutschem Absender eine Einladung, jedoch nur 9 Prozent derjenigen mit türkischem Absender. Auch bei größeren Betrieben ist die Wahrscheinlichkeit für Bewerber mit türkischem Namen, eingeladen zu werden in der Regel um acht bis zehn Prozent schlechter. Differenziert man zwischen den Arbeitsbereichen, variiert das Bild zusätzlich. Zwar werden im Bereich Marketing doppelt so viele Bewerber mit deutschem Namen kontaktiert als mit türkischem, doch im Zweig Consulting ergibt sich ein genau umgekehrtes Resultat, dort sind Bewerber mit türkischem Namen sogar weitaus ‚beliebter’. Abschließend geht aus der Studie hervor, dass Empfehlungsschreiben die Chancen für nicht-deutsche Bewerber entschieden verbessern. Können sie keine Referenzen vorzeigen, entscheiden sich die Personalverantwortlichen häufiger für einen deutschen Kandidaten Legen jedoch beide ein Empfehlungsschreiben in die Bewerbungsmappe, sind ihre Chancen gleich gut.
Die Studie hat ein breites Echo im sozialen Netzwerk ‚Facebook’ hervorgerufen und wurde eifrig kommentiert und verbreitet. Die Frage nach Vielfältigkeit in Unternehmen stößt auf erstaunltich vielfältige Meinungen – ein Nutzer hält es gar für selbstverständlich, deutschen Bewerbern Vorrang zu gewähren, ein anderer stuft den Namen sogar als Merkmal der Persönlichkeit ein, ein dritter findet es völlig unsinnig, allein dem Namen nach zu urteilen. Jenseits dieser Einzelmeinungen bleibt es eine Tatsache, die schon frühere Studien zeigten: Ein einzelnes Merkmal wie der Name kann im Bewerbungsverfahren zum Ausschlusskriterium werden und diskriminiert Menschen – unabhängig von ihrer Nationalität oder ihrer Herkunft.