Work-Life-Balance in der EU

Die Bundesregierung zog kürzlich eine positive vierte Bilanz über die „Vereinbarung zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft“ soweit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betroffen ist. Laut Angaben der Familienministerin konnten in diesem Bereich schon einige sichtbare Erfolge dargestellt werden. Was sich zunächst positiv anhört, könnte durch eine neue Studie des European Institute for Gender Equality (EIGE) jedoch schnell relativiert werden, denn gemäß des EIGE gibt es zwar Fortschritte in den Work/Life-Ansätzen, unter den Geschlechtern bleibt die Balance von Privat- und Berufsleben dennoch ungleich verteilt. Die europaweite Untersuchung zeigt, dass Frauen in den meisten EU-Staaten noch immer die Hauptverantwortlichen für die Kindererziehung bleiben und somit auch mehr Schwierigkeiten haben als Männer, ihre Familienrolle mit einem Beruf zu vereinbaren. Insgesamt verbringen europäische Frauen im arbeitfähigen Alter täglich dreimal soviel Zeit mit der Kinderbetreuung wie Männer. Zudem berichtete ein Drittel der befragten Frauen, dass sie ihr Beschäftigungsverhältnis für die Kinderbetreuung unterbrechen mussten, weil nicht genügend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stehen. Dieser Umstand führt laut EIGE dazu, dass Frauen die einen Vollzeitjob haben und sich gleichzeitig um die Kinderbetreuung kümmern, signifikant mehr arbeiten müssen und somit weniger Zeit für Freizeitaktivitäten haben als Männer, sodass Teilzeitarbeit unter Frauen mittlerweile weit verbreitet ist. Obwohl Teilzeitarbeit eine gute Möglichkeit für eine ausgewogenere Work-Life-Balance sein kann, hat sie doch gleichzeitig den großen Nachteil, dass sie nicht die gleichen Karrierechancen bietet wie Vollzeitarbeit. Die Frauen in Europa müssen sich also weiterhin meist zwischen Karriere und Privatleben mit Kindern entscheiden – ähnlich wie Männer dies tun, wenn sie nur einen geringen Teil der Familienarbeit übernehmen.