Unternehmensmonitor: Familienfreundlichkeit in Unternehmen fest verankert
Ein intaktes Familienleben ist für viele Beschäftigte von elementarer Bedeutung und kann im stressigen Arbeitsleben als Ruhe- und Kraftpol dienen. Eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist daher ein Wettbewerbsnachteil für Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt. Dies haben die deutschen Unternehmen begriffen, wie der im Auftrag des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend veröffentlichte „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2013“ belegt. 80 Prozent der 1550 befragten Unternehmen messen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen hohen Stellenwert zu, knapp vier von zehn Unternehmen erwarten, dass die Bedeutung des Themas in den nächsten fünf Jahren weiter ansteigen wird.
Dass die Familienfreundlichkeit der Unternehmen kein Lippenbekenntnis ist sondern tatsächlich in konkrete Angebote für MitarbeiterInnen umgesetzt wird, zeigt das konstant hohe betriebliche Engagement der befragten Unternehmen. Dieses richtet sich vor allem an Beschäftigte mit Kindern oder mit pflegebedürftigen Eltern. Die wachsende Gruppen der Singles oder kinderloser Paare – und mit ihnen die gesamten Belegschaften – werden nur von weiter gefassten Work/Life-Balance Konzepten (Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf) abgedeckt. Jüngst widmen sich viele Unternehmen verstärkt dem Thema „Pflege von Angehörigen“. Mittlerweile unterstützen vier von zehn Unternehmen ihre MitarbeiterInnen durch Freistellungen oder Familienpflegezeitmodelle. Die Förderung von berufstätigen Eltern vor, während und im Anschluss an eine Elternzeit ist mittlerweise sehr weit verbreitet. So werden ihre Belange in 78 Prozent der Betriebe bei der Organisation der Arbeitsabläufe berücksichtigt.
Ein Trend zeigt in Richtung individueller Arbeitszeitmodelle, bei denen die Beschäftigten die Ausgestaltung der Arbeitszeiten mitgestalten können. In fast zwei Drittel der Unternehmen existiert die Möglichkeit, durch eine Teilzeitbeschäftigung auch während der Elternzeit die berufliche Laufbahn fortzusetzen. Gegenüber dem letzten Unternehmensmonitor zurückgegangen ist dagegen die Verbreitung von Paten-, Weiterbildungs- und Einarbeitungsmaßnahmen während und nach Rückkehr aus der Elternzeit.
Gerade für die Gewinnung neuer Fachkräfte wird es für Unternehmen immer wichtiger, sich als attraktive Arbeitgeber und einer guten Familienvereinbarkeit auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Variable Arbeitszeitmodelle sind nach den Ergebnissen des Unternehmensmonitors ein besonders häufig eingesetztes Mittel der Unternehmen. In drei Viertel der Unternehmen können die Beschäftigten ihr Arbeitszeitmodell individuell aushandeln, in gut jedem zweiten gilt zumindest für Teile der Belegschaft Vertrauensarbeitszeit. Auch eine Verkürzung oder Verlängerung der Arbeitszeiten sind in zwei Drittel der befragten Unternehmen innerhalb kurzer Zeit möglich.
Das Vorhandensein von Work-Life-Policies, Instrumenten und Programmen bildet jedoch für sich genommen noch keinen Mehrwert. „Fraglich ist, wie intensiv, in welchen Bereichen und auf welchen Ebenen eine Vereinbarkeit unternehmenskulturell akzeptiert wird,“ gibt Diversity Experte Michael Stuber zu bedenken. „Wirklich fortschrittliche und zukunftsorientierte Unternehmen fördern die Integration von Privat- und Berufsleben im unternehmenskulturellen Alltag,“ weiß Stuber. Führungskräfte selbst und in ihrer Führungsrolle für die Mechanismen und Vorteile einer flexiblen Unternehmenskultur zu gewinnen bilde eine Kernaufgabe in diesem Handlungsfeld.