Trennung von Staat und Kirche – das norwegische Verfassungs-„Reförmchen“

Eine Nachricht, die kürzlich vom „Humanistischen Pressedienst“ verbreitet wurde, hat zunächst für Jubel bei Kirchenkritikern, dann für Diskussionen in den Medien gesorgt: Das norwegische Parlament hat mit einer Verfassungsänderung die staatlich unterstützte Kirche abgeschafft. Von einem historischen Schritt kann jedoch nicht gesprochen werden.
Der Nachrichtendienst der gemeinnützigen Giordano-Bruno-Stiftung hatte ursprünglich vermeldet, Norwegen hätte die Staatskirche abgeschafft. Tatsächlich wurde die Rolle der Kirche im politischen System lediglich abgewandelt. So ist jetzt nicht mehr der norwegische König für die Ernennung der Bischöfe oder Dekane zuständig, sondern die Kirche selbst. Der König selbst muss sich auch weiterhin zum evangelisch-lutherischen Glauben bekennen, auch wenn er in Zukunft nicht mehr verpflichtet ist, die christliche Religion zu verbreiten und zu schützen. Auch der Begriff „Staatsreligion“ wurde aus der Verfassung gestrichen, nun ist von der „nationalen Kirche Norwegens“ die Rede. Die Regelung, dass die Hälfte der Regierungsmitglieder in der Kirche sein müssen, gehört nun auch der Vergangenheit an.
Doch die Trennung von Staat und Kirche ist damit noch nicht vollbracht. Nicht angetastet wurde beispielsweise der Grundsatz, dass Neugeborene automatisch Mitglieder der norwegischen Kirche sind, sofern mindestens ein Elternteil der Kirche angehört. Insofern hat Norwegen den Schritt zu einem säkularen Staat noch nicht vollzogen, sondern ist dem allenfalls ein Stück näher gerückt. Norwegen ist nicht das einzige skandinavische Land, in der eine Religion staatlich verankert ist. In Dänemark ist die lutherische Kirche Teil des Staates, in Schweden war sie es bis zum Jahr 2000. Die anglikanische Staatskirche in Großbritannien ist ein weiteres Beispiel für ein System, in dem Kirche und Staat nicht voneinander getrennt sind. Im Gegensatz dazu stehen Nationen, bei denen Kirche und Staat keinen Einfluss aufeinander haben. Ein sogenanntes separatistisches System findet man unter anderem in Frankreich, Irland, Belgien und den Niederlanden. In Deutschland wird allgemein von einer Trennung gesprochen, die im internationalen Vergleich allein schon durch das ‚Eintreiben’ von Kirchensteuer durch Staat und Arbeitgeber allerdings als kaum vollzogen eingestuft wird.