Trautes Heim, Altersheim

Wenn die Politik versucht, der Vielfalt der Menschen gerecht zu werden, betrachtet sie die einzelnen Diversity-Themen meist losgelöst voneinander – schon alleine wegen der starren Ressortverteilung in der öffentlichen Verwaltung. Zudem steigt die Komplexität der Aufgaben, wenn sich verschiedene Dimensionen überschneiden. In Köln und Umgebung setzen sich die Verantwortlichen derzeit mit Möglichkeiten auseinander, den Bedürfnissen von Menschen mit Migrationshintergrund auch im Alter zu genügen. Zwar werden bislang ältere Migranten häufig von der eigenen Familie betreut, doch auch diese Strukturen sind vom stetigen Wandel des traditionellen Familienverständnisses betroffen. Entsprechend steigt auch die Zahl der in Pflegeheimen untergebrachten Senioren mit Migrationshintergrund kontinuierlich an. Diese sollten als eigenständige Gruppe angesehen werden, der es ermöglicht werden muss, ihre unterschiedlichen Kulturen und Traditionen weiterhin zu leben. Die Pflegeeinrichtungen der Stadt Köln reagieren auf diesen Umstand mit einer Schulung ihres Personals. Außerdem wurde mit der „interkulturellen Pflege“ der nach eigenen Angaben erste ambulante Dienst speziell für diese Zielgruppe errichtet.
Die neue Situation stellt die PflegerInnen so manches Mal vor neue Herausforderungen. Nicht immer fällt es leicht, „mit dem knappen Personal auf jeden Pflegebedürftigen gut einzugehen und dabei auch seine Kultur und seine Sprache zu berücksichtigen“, erklärt die Abteilungsleiterin für Senioren im Sozialamt, Carolin Herrmann.
Das Altersheim im Stadtteil Mülheim geht sogar noch einen Schritt weiter und hat einen ganzen Teil seiner Räumlichkeiten, die von 34 Senioren bewohnt werden können, speziell auf die Bedürfnisse von Muslimen zugeschnitten: Neben einem Gebetsraum und orientalischem Dekorationsstil verfügt der Wohnbereich über einen Raum für rituelle Waschungen. Zudem können die Bewohner türkische TV-Sender empfangen und auch auf die heimatliche Zeitung müssen sie nicht verzichten. Der Speiseplan ist an die Kultur der Senioren angepasst – Schweinefleisch kommt hier nicht (mehr) auf den Teller.
„In einem Stadtteil mit hohem Anteil an ausländischer Bevölkerung wollten wir uns diesen Menschen öffnen“, erklärt die verantwortliche Pflegedienstleiterin Christa Mämecke. Die Maßnahmen der Stadt werden von allen Seiten begrüßt und gelten als Paradebeispiel für ein gelungenes Miteinander der Kulturen.