Studie: Erfahrungen von Männern in Teilzeitbeschäftigung

“Work Changes Gender” nennt sich ein EU-Forschungsprojekt, dass die Erfahrungen und das Selbstbild von Männern, die in Teilzeit arbeiten oder Erwerbsunterbrechungen haben, untersuchte. Die Ergebnisse zeigen, dass Männern in Teilzeit oder bei Erwerbsunterbrechungen der berufliche Aufstieg noch immer schwerer fällt, als jenen die ein „Normalarbeitsverhältnis“ haben. So werden Männer, die nicht Vollzeit arbeiten – vor allem in Deutschland und Österreich – als Exoten und Aussteiger behandelt. Ganz anders in Norwegen: Dort nutzen 90 Prozent der Männer den für sie reservierten Erziehungsmonat. Die geringere Gewichtung von Beruf und eine stärkere von Familie wird hier als befriedigend erlebt. Neben Expertengesprächen wurden insgesamt 140 teilstrukturierte Interviews mit Männern aus Norwegen, Spanien, Deutschland, Österreich, Bulgarien und Israel durchgeführt. In den Interviews betonten viele der Befragten, dass Teilzeitarbeit ihre Karriere behindere. Ein zentrales Ergebnis der Studie lautet daher: In Organisationen hält eine gläserne Decke nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die nicht voll erwerbstätig sind, von höheren Positionen und Karriere fern. Die Untersuchung zeigt auch, dass Väter, die sich stärker um die Betreuung ihrer Kinder kümmern, oft Irritationen erleben, weil sie ebenfalls als Exoten wahrgenommen werden. Einmal mehr wird deutlich, dass insbesondere in Deutschland und Österreich ein ausgeprägt traditionelles Familienbild herrscht – hier haben Männer mit ideologischen Stereotypen zu kämpfen. „Dies bestärkt den Ansatz der Kulturveränderung, den Diversity verfolgt“, kommentiert Diversity-Experte Michael Stuber das Ergebnis, „neben Strukturen und Prozessen müssen Grundhaltungen und Überzeugungen schrittweise verändert werden“, so Stuber weiter. Anderenfalls würden immer weniger Ressourcen genutzt werden, da immer weniger Menschen dem monokulturellen Ideal entsprächen oder entsprechen wollten.