Studie: Ältere Mitarbeiter produktiver als junge

Ältere Menschen sind im Schnitt zuverlässiger und produktiver als jüngere Menschen. Dies ist das ebenso überraschende wie zentrale Ergebnis der COGITO-Studie, die jetzt vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik veröffentlicht wurde. Ein Forscherteam aus Berlin, Frankfurt und Schweden führte über einen Zeitraum von 100 Tagen immer wieder verschiedene Übungen zum Test der Leistungsfähigkeit von 200 Versuchspersonen durch, die zur Hälfte im Alter zwischen 20 und 31 Jahren und zur anderen Hälfte im Alter von 65 bis 80 Jahre waren. Die Aufgaben testeten täglich eine Stunde lang die Wahrnehmungsgeschwindigkeit, die Merkfähigkeit und das Arbeitsgedächtnis der TeilnehmerInnen.
Die COGITO-Studie des Max-Plack-Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik untersuchte neun Aufgabenkategorien und in all diesen schnitten die älteren ProbantInnen stabiler in ihren Leistungen ab, waren also unabhängig von ihrer tatsächlichen Leistung konstanter als die jüngere Gruppe. Diese Auswertung weist darauf hin, dass ältere Menschen aus ihrem Erfahrungsschatz erlernte Strategien bei der Lösung von Aufgaben anwenden können, eine gleichbleibend hohe Motivation aufweisen und geringeren Stimmungsschwankungen im Alltag unterliegen als jüngere. Für Arbeitgeber sind ältere MitarbeiterInnen insofern attraktive ArbeitnehmerInnen. „Eine unserer Studien in der Automobilproduktion zeigt, dass ältere Mitarbeiter deutlich seltener schwere und teuer zbeseitigende Fehler machen als jüngere. Auch in den anderen von uns untersuchten Branchen findet man nicht, dass Jüngere produktiver sind als Ältere“, sagt Axel Börsch-Supan, Direktor des Munich Center for the Economics of Aging am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik.
Auch andere Hauptergebnisse der COGITO-Studie, die als bislang größte Studie im Bereich des Gehirntrainings gilt, sind sowohl für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer interessant und müssten eigentlich zu einer besseren Nutzung von Potenzialen führen. So kann sich die Gehirnleistung – anders als in anderen Studien postuliert – sehr wohl durch regelmäßiges Training verbessern. Zudem stellt die Studie fest, dass geistige Leistungsschwankungen durchaus auftreten, allerdings eher während eines Arbeitstages als zwischen verschiedenen Arbeitstagen. Der Eindruck Vieler, dass es sehr gute und sehr schlechte Arbeitstage gibt, trügt also objektiv gesehen. Vielmehr lassen sich über den Tag hinweg verteilt einzelne produktive und weniger produktive Phasen unterscheiden, die jüngeren ArbeitnehmerInnen schwanken dabei stärker als ihre älteren KollegInnen. Gedanken zur individuellen Leistungsförderung sowie zu einer sinnvollen, zeitlichen Strukturierung des Arbeitstages unter Beachtung von Hoch- und Tiefphasen der Produktivität können zu einer bessern Nutzung des Mitarbeiterpotenzials und zu signifikanten Mehrwerten führen.
Die aktuellen Ergebnisse der Studie des Max-Planck-Instituts legen eine explizite Wertschätzung älterer MitarbeiterInnen nahe. Die ING-DiBa setzt diesen Gedanken mit ihrem Ausbildungsprogramm Ü-50 in besonderer Weise um und kann auf motivierte und lernfähige (ältere) Auszubildende zählen, die der Bank noch gut zwei Jahrzehnte erhalten bleiben werden.