Singlestudie: Frauen sind (vor allem) ohne Familie erfolgreich

Hat das Geschlecht wirklich einen Einfluss auf den Erfolg, zum Beispiel in Beruf und Karriere? Diese Frage wird ebenso hitzig diskutiert wie sie in Verbindung mit familiären Rollen gebracht wird. Neue Zahlen zeigen: Männer sind mit Familie erfolgreich – und Frauen ohne.
Aktuelle Auswertungen des Statistischen Bundesamtes weisen auf eine pikante Geschlechterdiskrepanz im Zusammenhang von Führung und Familie hin: Die von der Wiesbadener Behörde vorgelegten Zahlen zeigen, dass 17 Prozent der alleinstehenden Frauen im Jahr 2011 eine Führungsposition besetzt haben, bei den Frauen mit Familie sind es nur 13 Prozent. Bei Männern ist das Verhältnis umgekehrt, da 21 Prozent der Single-Männer eine Leitungsfunktion bekleiden, bei jenen mit Familie sind es aber fünf Prozent mehr. In der Privatwirtschaft ist dieses Verhältnis laut Statistischem Bundesamt ausgeprägter als im öffentlichen Dienst.
Allerdings gibt es keine eindeutige Aussage dazu, wie diese Ergebnisse zu interpretieren sind.  Tradierte Erklärungsansätze berufen sich darauf, dass sich Frauen ohne Familie besser auf die Karriere konzentrieren könnten, während Männer gerade dank der unterstützenden Ehefrau in der Lage seien, sich ganz dem Beruf zu widmen. Diese Rollenstereotype können sich wiederum auf die Haltung von Firmenchefs auswirken, die sich unter der Single-Frau eine belastbarere Mitarbeiterin vorstellen, als eine, die zusätzlich eine Familie zu versorgen hat. Männern werden dagegen mehr Führungsqualitäten zugetraut, wenn sie es neben dem beruflichen Aufstieg auch zu einer Familie gebracht haben. Michael Cobb, Professor an der Universität Toronto, liefert im Zuge seiner aktuellen Forschungen weitere Überlegungen. Denen zufolge seien bestimmte Führungspositionen nur Männern mit Familie vorbehalten, weil es gar nicht anders denkbar wäre. Besonders pointiert wird dies am Beispiel des Postens des US-amerikanischen Präsidenten dargestellt, der wohl kaum mit einem männlichen Single besetzt werden würde. Die Frage ist erlaubt, ob exponierte Führungspositionen in der Wirtschaft ohne traditionelles Familienleben erreichbar sind. „Bei Vorständen im deutschsprachigen Europa ist Singlesein überaus selten“, weiß Diversity-Experte Michael Stuber aus eigener Erfahrung. Zu sehr seien private und gesellschaftliche Rollen mit dem Aufstieg verknüpft. Bei Quereinsteigern sei dies daher wesentlich häufiger. Auch in der Politik gilt der Singlestatus als ungewöhnlich, wie die Diskussion um Minister Altmaier zeigte. Andererseits zeigen Bundespräsidenten in „wilder Ehe“ sowie afroamerikanische Präsidenten, dass ein spürbarer Wandel bereits vollzogen ist.