Rückblick Tagung „Gendering Disability“ in Oldenburg
Die Tagung „Gendering Disability – Behinderung und Geschlecht in Theorie und Praxis“ hat im Ja-nuar 2009 in Oldenburg in Zusammenarbeit der „AG Disability Studies in Deutschland“ und dem „Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung“ mit über 100 TeilnehmerInnen stattgefunden. Die Sichtweise auf den behinderten Körper, den jeder Mensch als gegebene Natur immer mit dabei hat, hat bis heute noch nicht dazu geführt, dass dieser „das Eigene“ der behinderten Frauen und Männer ist. Auch durch die rechtliche Gleichstellung wurde das nicht erreicht. In dem Workshop „Bo(d)y-Zone – Jungen mit Behinderungserfahrung“ wurde aus der Perspektive „Indivi-duelle Selbstermächtigung“ das Herstellen von Plakaten mit dem Thema Lebensträume vorgestellt. Sonst tabuisierte Entwicklungsthemen können dadurch aufgegriffen werden. Schlecht sei, dass die Ansprache von Jungs eher problembezogen sei, aber sich weniger darauf bezieht, wie man sich als Mann fühle. Zudem gebe es (fast) keine sensibilisierten männlichen Ansprechpartner vor Ort. Es wird höchste Zeit! Wir Frauen sind da schon weiter.
Anschließend wurde multidimensionale Diskriminierung aus rechtlicher Sicht dargestellt. Auswirkun-gen von Geschlecht, Behinderung und Alter könnten sich kumulieren, jedoch auch relativieren, so ein weiteres Ergebnis der Veranstaltung. Die bisherige Rechtsprechung in Deutschland habe aus Verboten von Diskriminierung bestanden. Die neue UN-Konvention hingegen verpflichte die Staa-ten zu aktivem Herstellen von Empowerment und Inklusion – ein riesen Schritt vorwärts! Die Teil-nehmerInnen waren sich darüber hinaus einig, dass Lebenslagen in Zukunft stärker datentechnisch erfasst und untersucht werden müssen. Subjektive Erfahrungs- und Handlungskonzepte werden zu-künftig in Untersuchungen zentraler. In den drei Jahren bis zur nächsten Tagung soll schon einmal in der Praxis mehr Vernetzung und Austausch zwischen den verschiedenen diskriminierten Gruppen stattfinden. Als Wünsche für die Tagung in drei Jahren wurden die Einbeziehung von Klasse und Armut sowie Einfache Sprache genannt.