Newsweek versucht sich mit weiterer Gender-Rangliste
Dass die Grundvorausstetzungen für die Partizipation von Frauen in verschiedenen Ländern unterschiedlich sind, ist angesichts kultureller, rechtlicher und gesellschaftlicher Besonderheiten offensichtlich. Aber in welchem Land haben Frauen die besten Lebensbedingungen? Wo werden sie von der Regierung am meisten geschützt? Welches Land gewährleistet die beste medizinische Versorgung, die besten Ausbildungs- und Berufschancen und wo ist der Frauenanteil in der Politik am höchsten?
Nachdem der Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums bereits seit Jahren etabliert ist, versucht nun „Newsweek“ ein neues Ranking von 165 Ländern weltweit zu erstellen. Dass dabei die üblichen Verdächtigen wie Island, Schweden, Kanada, Dänemark und Finnland ganz oben auf der Liste stehen dürfte kaum verwundern. Schließlich basieren die von der Newsweek herangezogenen Daten unter anderem auf der genannten schweizerischen Analyse. Deutschland landet laut Newsweek auf dem 30. Platz, noch hinter Trinidad und Tobago, Litauen, China und den Philippinen.
Leider veröffentlicht die US-amerikanische Zeitschrift zwar die Länder-Werte in den einzelnen Kategorien, nicht aber deren Zusammensetzung. So bleiben die Gründe für manche Platzierungen unklar. Darüber hinaus treten deutliche Ungereimtheiten in dem Bericht auf. Warum erreicht Deutschland zum Beispiel in der Rubrik „Politik“, die vor allem den Frauenanteil in der Regierung berücksichtigt, lediglich 62,7 von möglichen 100 Punkten, Trinidad und Tobago aber 80,1? Oder warum verschlechtert es das heutige Ranking der Schweiz, dass das Land erst 1971 das Wahlrecht für Frauen eingeführt hat? Insgesamt scheint das Ranking die Frauenrechte stark zu gewichten, während Faktoren, die für viele Frauen in Industrienationen ausschlaggebend für die Attraktivität eines Landes sind, nämlich die wirtschaftliche Teilhabe inklusive Aufstiegs- und Verdienstchancen, weniger Beachtung finden. Die Gesamtliste wirkt somit teilweise trivial: Überaus offensichtlich liegen Tschad, Afghanistan, Jemen und der Kongo auf den letzten Plätzen, denn in diesen Ländern haben Frauen fast gar keine Rechte und kaum Zugang zum Gesundheits- und Bildungswesen.
Es bleibt die Frage, weshalb für diese zusätzliche Rangliste ein erheblicher Aufwand investiert wurde.