Mit Work Life Balance gegen den Fachkräftemangel

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Lösung für den vorhandenen Fachkräfteengpass. Diese Aussage trafen 30 % der 250 befragten Unternehmen in einer aktuellen Umfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg.
Fast die Hälfte der befragten Betriebe können freie Stellen nicht besetzen. Als Folge daraus erwarten 74% der Befragten eine Mehrbelastung ihrer MitarbeiterInnen, 39% rechnen sogar mit Einschränkungen in ihrem Wachstum. Um dem entgegen zu wirken, ist es zum Beispiel notwendig, ausreichend Betreuungsplätze für Kinder zu schaffen. Doch in NRW zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Bewusstsein für Familienfreundlichkeit und der Realität: Das Bundesland liegt bei der Umsetzung der Betreuungsquote auf dem letzten Platz. Es wird zu wenig dafür getan, die Betriebe familienfreundlicher und damit attraktiver für qualifiziertes Personal zu machen.
Mangelnde Motivation bei der Umsetzung von Work-Life-Balance ist jedoch kein nordrhein-westfälisches, sondern ein gesamtdeutsches Problem. Die Studie „Global Talent Management & Rewards Study 2012“ von Towers-Watson belegt, dass deutsche Unternehmen die Probleme längst kennen, aber trotzdem sehr wenig dagegen tun. 40 Prozent von ihnen glauben, dass die Work-Life-Balance bei ihren eigenen Mitarbeitern nicht erfüllt ist. Das ist verheerend für die Produktivität, denn Mitarbeiter können zwar in dringlichen Phasen ihre Arbeitsleistung vorübergehend erhöhen, jedoch nicht als Dauersprint. Dann treten nämlich rasch Ermüdungserscheinungen auf und die Motivation leidet. Stress ist dazu noch einer der häufigsten Gründe für einen Jobwechsel. Wenn Unternehmen auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter in Zukunft also keine Rücksicht nehmen und familienfreundlichere Bedingungen schaffen, werden weiterhin 70 Prozent der deutschen Unternehmen Probleme damit haben, ihre Fachkräfte zu halten.
Die Gefahr der Fluktuation setzt deutsche Unternehmen immer mehr unter Handlungsdruck. Denn aufrüttelnde Ergebnisse gelangen mit trauriger Regelmäßigkeit an die Öffentlichkeit; wie die der aktuellen Regus-Studie, denen zufolge über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer mangelnde Zeit für ihr Privatleben beklagen. Die Befragung von 16.000 Angestellten in 80 Ländern zur Zufriedenheit ihrer Arbeits- und Freizeit zeigt Deutschland weit unter dem internationalen Durchschnitt Dabei beweisen Studien immer wieder den positiven Return on Investment für WLB-Maßnahmen. Diese Investitionen müssen nicht per se hoch ausfallen. Das beweisen immer mehr kleine und mittlere Unternehmen, die durch wirksame Maßnahmen die Vereinbarkeit ihrer MitarbeiterInnen fördern – z.B. den Einsatz einer Tagesmutter im Betrieb, durch die Einrichtung eines Ruheraumes oder flexible Arbeitszeiten.