Mit fairen Arbeitsbedingungen punkten

Immer mehr Konsumenten wollen sicher gehen, dass die Waren, die sie kaufen menschenwürdig produziert werden und keine Person unter schlechten Arbeitsbedingungen leidet oder ausgebeutet wird. Zwei Initiativen der vergangenen Monate sind beispielhaft in ihrem Bemühen, faire Arbeitsbedingungen zu fördern und transparent zu machen.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer ziehen teilweise an einem Strang, zumindest aber in dieselbe Richtung: Zum einen unterzeichnete der Siemens-Konzern ein internationales Rahmenabkommen zur Einhaltung von weltweiten Standards von Arbeitnehmerrechten und zum anderen rief die Gewerkschaft ver.di zwischen November 2011 und Juni 2012 zu einer Umfrage zum Thema „Faire Arbeitsbedingungen“ in Berlin und Brandenburg auf und kürte die besten Unternehmen im August.
Rund 2.000 Beschäftigte aus 70 Unternehmen nahmen an der ver.di-Umfrage teil und beantworteten sechs Fragen zu ihrem Arbeitsplatz. Je nach Umfrageergebnis gab es für das Unternehmen eine Gold-, Silber- oder Bronzemedaille zu gewinnen. Fielen die ersten beiden Antworten bezüglich tariflicher Bezahlung und Betriebsrat positiv aus, gab es dafür Bronze. Fragen drei und vier wollten wissen: Wird korrekt und vollständig gezahlt? Können Beschäftigte von dem Verdienst anständig leben? Wurden diese vier Fragen mit Ja beantwortet, reichte das schon für Silber. Nur wenn in einem Unternehmen auch die Arbeitszeitwünsche von Eltern berücksichtigt werden und Leiharbeitnehmer oder externe Dienstleister ausschließlich zur Aushilfe beschäftigt werden, gab es Gold für den Arbeitgeber. Just auf diesem Gebiet gibt es aus Sicht der Gewerkschaft vielerorts noch Verbesserungsbedarf und auch der aktuelle Streit bei Lufthansa beinhaltet diesen Aspekt. Gold ging daher nur an eine handvoll Unternehmen, namentlich die Warenhäuser Galeria Kaufhof in Berlin am Alexanderplatz und in Cottbus am August-Bebel-Platz, an Karstadt Berlin in der Wilmersdorfer Straße und an das SB-Warenhaus Kaufland in Strausberg sowie an den Technik-Fachhändler Saturn ebenfalls am Berliner Alexanderplatz. Neben vier weiteren Kaufland-Märkten erhielten auch vier real-Märkte in Berlin und Umgebung eine Silbermedaille, die der Konzern zu einer PR-Offensive nutzte. Als zusätzliche Auszeichnung liegt ein kleiner Fair-Kauf-Führer gedruckt vor und wird in Berlin und Brandenburg an KundInnen verteilt. Die Broschüre soll Verbraucher informieren, wo aus Sicht der Gewerkschaft mit gutem Gewissen eingekauft werden kann.
Auf globaler Ebene bekennt sich Siemens seit Juli offiziell zu weltweiten Arbeitnehmerrechten. Gemeinsam mit IG Metall, Gesamtbetriebsrat und dem Industriegewerkschaftsbund IndustriAll unterzeichnete der Konzern das Abkommen. Damit verpflichtet sich Siemens zu den Grundsätzen sozialer Verantwortung. Hierzu gehören Arbeitnehmerrechte wie Tarif- und Vereinigungsfreiheit, das Verbot von Kinderarbeit und eine angemessene Entlohnung. Das Abkommen bezieht sich auf die grundlegenden Arbeitnehmerrechte, die in den internationalen Konventionen, den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie der UN-Initiative Global Compact enthalten sind. Die rund 360.000 Siemens-MitarbeiterInnen können sich weltweit auf die Vereinbarung berufen, die für Unternehmensleitung und Beschäftigte bindend ist. Aus Diversity-Sicht fällt besonders Abschnitt 2.2 ins Gewicht, der „die Prinzipien der Chancengleichheit und Gleichbehandlung ungeachtet von Hautfarbe, ethnischer oder sozialer Herkunft, Religion, Alter, Behinderung, sexueller Identität, Weltanschauung und Geschlecht gewährleistet“.