Konfession hat Einfluss auf die Schulwahl

Die Religionszugehörigkeit stellt bei der Schulplatzvergabe in Deutschland ein mit entscheidendes Kriterium dar. Einem Bericht von SpiegelOnline zufolge wird in Teilen Nordrhein-Westfalens der christlichen Konfession bei der Vergabe von Schulplätzen mehr Bedeutung beigemessen, als dem Wohnort der jeweiligen Schulanfänger. Das Selektionsverfahren sogenannter Bekenntnisschulen führt zu einer klaren Diskriminierung von Anhängern jeweils anderer Glaubensgemeinschaften. Während katholisch getaufte Kinder die in der Nähe gelegene Schule besuchen dürfen, ist der Schulweg des Nachwuchses ethnischer Minderheiten häufig länger und führt aus dem gewohnten Umfeld heraus – mit zum Teil verheerenden Konsequenzen. Die häufig nötige Begleitung des Kindes hat Einfluss auf die Arbeitszeiten von einem oder beiden Elternteilen. Nicht selten reagieren betroffene Familien auf die neu entstehenden Komplikationen gar mit einem Umzug.
Im vergangenen Jahr wurden mehrere Versuche unternommen, gegen den auf ethnischer Zugehörigkeit begründeten Nichterhalt eines Schulplatzes rechtlich vorzugehen. In vielen Fällen kamen die Bekenntnisschulen einer rechtskräftigen Entscheidung zuvor, in dem sie den zuvor verwehrten Schulplatz doch erteilten. Experten sehen in der von Bekenntnisschulen angewandten Praktik jedoch keine Missachtung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), da eine solche Ungleichbehandlung „im Hinblick auf die Ausübung der Religionsfreiheit oder auf das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften unter Beachtung des jeweiligen Selbstverständnisses gerechtfertigt“ sei (§ 20 Absatz 1 Nr. 4).
Nichtsdestotrotz bleibt das Auswahlverfahren nach Religion eine äußerst fragwürdige Angelegenheit. Zwar verweisen Verfechter dieses Ansatzes auf den gesteigerten Wettbewerbsanreiz zwischen den Schulen und die damit verbundene Qualitätssicherung. Fest steht jedoch auch, dass ein Auswahlverfahren nach Religionszugehörigkeit neben all den negativen Konsequenzen für persönlich Betroffene, auch die Vielfalt an deutschen Schulen und das daran angeknüpfte Potenzial deutlich verringert und der gesellschaftlichen Integration entgegenwirkt.