Keine Behinderung der Karriere mit Behinderung

Auf dem Internetportal Zeit-Online berichten zwei Beschäftigte mit Behinderungen über ihre beruflichen Erfolge und das alltägliche Leben mit ihrer Behinderung. Sie illustrieren damit, dass eine Karriere mit Behinderung gut möglich ist: ein Mann mit Glasknochenkrankheit wird Kinderarzt, eine von Geburt an blinde Frau erfolgreiche Redakteurin. Die 43-jährige arbeitet heute als Dokumentationsredakteurin beim Südwestrundfunk in Freiburg. Dort ist sie für die Archivierung und Recherche von Beiträgen zuständig. Die nötige Grundausstattung, das Notizgerät für Blinde (mit Braille-Technik) stellte das Arbeitsamt zur Verfügung. Im Alltag erlebe sie häufig, „dass Leute auf eine grenzüberschreitende Art versuchen zu helfen“, so die 43-jährige. Seit drei Jahren arbeitet sie in Teilzeit, um ihren Alltag besser zu koordinieren, da Alltägliches wie Einkaufen viel Zeit in Anspruch nimmt. Der engagierte Kinderarzt und Wissenschaftler der Uniklinik Köln, Dr. Jörg Oliver Semler, hatte in seiner Kindheit etwa 30 Knochenbrüche aufgrund seiner Glasknochenkrankheit und misst heute 1,40 m. 2009 war er mit einem Forschungsstipendium in Kanada und wurde mit dem Integrationspreis des Sozialverbandes VdK NRW ausgezeichnet. Dass er ein Vorbild darstellt sei für die Eltern häufig wichtiger als für seine Patienten. Denn sie stellen sich oft die Frage: “Was wird einmal aus meinem behinderten Kind?“ Sein Beispiel verdeutlicht ihnen, dass Behinderung kein Karriereverzicht darstellten muss. „Als Kinderarzt kann ich mein Handicap als Vorteil nutzen. Dass ich bestaunt werde und auffalle, ist klar. Wenn ich den Gang am Wartezimmer vorbeigehe, heißt es: ‚Mama, guck mal der kleine Mann!’ Wenn ich bei einem Kongress durch die Eingangshalle gelaufen bin, wissen alle, dass ich da war,“ erzählt Semler. Das allein reicht dem jungen Wissenschaftler jedoch nicht. Er kämpft für eine Gleichbehandlung von Menschen mit Behinderungen. „Häufig erlebe ich Unsicherheit – nach dem Motto: ‚Müssen wir nicht an der Leistung, die er erbringt, Abstriche machen, weil er behindert ist?’“ Dabei betont der Arzt seine Konkurrenzfähigkeit auf fachlichen Gebieten und möchte daher mit genau dem gleichen Maß gemessen werden wie Andere. In den kommenden Jahren plant er, eine feste Anlaufstelle für Erwachsene mit Glasknochenkrankheit zu etablieren, damit Patienten nicht mit dem 18. Lebensjahr vor die Tür gesetzt werden müssen.