Integrationsbericht: Kleine Fortschritte auf einem langen Weg
Sie sprechen verschiedene Sprachen, haben unterschiedliche Hautfarben, glauben nicht an denselben Gott – und trotzdem sind Kinder meist die Vorreiter, wenn es um den unkomplizierten Umgang mit vermeintlich „andersartigen“ Altersgenossen geht. Dennoch ist die Betreuung von Kindern mit Migrationshintergrund noch eine der größten Baustellen bei den Integrationsbemühungen der Bundesregierung – denn Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund besuchen zu geringeren Anteilen eine Kindertageseinrichtung als Kinder in der Gesamtbevölkerung. Dies ist eine der zentralen Erkenntnisse aus dem zweiten Integrationsbericht, den die Bundesregierung jetzt vorgelegt hat. Der Bericht beschreibt die Lage der mehr als 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland leben und überprüft, welche Teilhabechancen die zugewanderten Personengruppen sowie in Deutschland geborene Bürger mit mindestens einem Zuwanderer–Elternteil haben.
Die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer konstatiert abseits der unzureichenden Kinderbetreuung generell erfreuliche Fortschritte bei den Integrationsbemühungen. Egal ob beim langfristigen Aufenthaltsrecht, einer Berufsausbildung oder der Betreuungsquote – bei fast allen Indikatoren haben die MigrantInnen aufgeholt. Der Anteil der Schulabbrecher bei den jungen Menschen mit Migrationshintergrund sinkt überdurchschnittlich, an den Universitäten studieren immer mehr Kinder aus Migrantenfamilien.
Im Integrationsbericht versuchen ExpertInnen, die Gründe für Ungleichheiten zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und der übrigen Bevölkerung zu entdecken. Ihr Fazit: Die soziale Herkunft und das Qualifikationsniveau bestimmen maßgeblich die Teilhabemöglichkeiten, eben so wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen. So hat etwa jeder zweite der AusländerInnen, die sich seit fünf bis zehn Jahren in Deutschland aufhalten, kein langfristiges Aufenthaltsrecht. Zwar bekommen immer mehr Ausländer diesen Status, doch die unsicheren Zukunftsperspektiven sorgen oft dafür, dass die Gäste in Deutschland fremd bleiben.
Um das kindlich–unbeschwerte Integrationspotenzial, welches vielerorts noch nicht genutzt wird, stärker in den Mittelpunkt zu rücken, hatte das Bundesfamilienministerium jüngst zu einem Kinder–Aktionstag eingeladen. 25 Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren wurden am 11. Januar nach Berlin eingeladen, um dort ihre Ideen und Wünsche zum Thema Integration vorzustellen. Die Kinder hatten sich in ihren Schulen und Jugendeinrichtungen bereits mit Fragen rund um die Themen Integration, Zugehörigkeit und Heimat beschäftigt.