Homosexualität im Profisport weiter tabu

Während die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Sommer als gelungenes Beispiel für Integration gelobt wurde, bleibt das Thema Homosexualität im Profisport und besonders im Fußball weiter ein Tabu-Thema. Es gibt derzeit keinen (männlichen) Profifußballspieler, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat. Dass es in der professionellen Welt des Fußballs keine Homosexualität gibt, ist jedoch mehr als unwahrscheinlich. So haben Forscher einer britischen Universität 3.000 Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Fans befragt und dabei rausgefunden, dass 27% von ihnen mindestens einen homosexuellen Spieler kennen. Doch warum ist es für diese Spieler unmöglich, sich öffentlich zu outen? Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Einerseits ist Fußball seit jeher der Inbegriff von Männlichkeit, Homosexualität lässt sich damit scheinbar nicht vereinen. Andererseits müssen die Betroffenen negative Reaktionen von Teamkollegen, Vereinsmitarbeitern, Trainern, Sponsoren und Managern befürchten. Denn noch immer gehen nicht alle so offen mit dem Thema um wie Mario Gomez, der erst kürzlich homosexuelle Spieler zum Outing ermutigt hat, damit sie nicht länger Energie in die Geheimhaltung verschwenden müssen und befreiter spielen können. Die Göttinger Kulturwissenschaftlerin Tatjana Eggeling beschäftigt sich seit sechs Jahren mit dem Thema Homosexualität im Profisport und berät schwule Spieler im Umgang mit ihrer Sexualität. Aus ihrer langjährigen Erfahrung weiß sie, dass viele homosexuelle Spieler sich in der Öffentlichkeit hinter heterosexuellen Scheinbeziehungen verstecken, um keinen Verdacht zu erregen.
Im Gegensatz zum Profisport scheint das Thema in der Regionalliga weniger problematisch zu sein, was unter anderem mit dem fehlenden Druck der Öffentlichkeit zusammenhängen könnte. Als positives Beispiel wurde dieses Jahr der türkische Verein Türkiyemspor in Berlin für sein Engagement gegen Homophobie ausgezeichnet. Der Verein bezieht durch Plakatkampagnen, Kulturevents und Turniere mit dem Lesben- und Schwulenverband regelmäßig Stellung zum Thema Homosexualität ist somit als echter Fortschritt zu betrachten, auch wenn es weiter an Vorbildern fehlt.