Harvard Business Manager beleuchtet Hindernisse weiblicher Karrieren
‚Welche Klischees die Karriere von Frauen behindern – und was Unternehmen dagegen tun können’ titelt der Harvard Business Manager in seiner Oktoberausgabe und widmet mehr als 40 Seiten diesem Schwerpunktthema. Dafür wird der Status Quo in der Praxis anhand von Untersuchungen und Studien – zumeist aus dem „Diversity Vorreiterland“ USA – beleuchtet und mit bekannten Daten und persönlichen Statements deutscher Topmanager verknüpft. Wieder einmal bleibt die Kernaussage, dass weder Work-Life-Balance noch weibliche Defizite Hauptursache der unterproportionalen Repräsentanz von Frauen in Führungsetagen sind, sondern unternehmenskulturelle Aspekte – im Genderbereich sind dies vor allem un- und unterbewusste Vorurteile.
Der einleitende Artikel zeigt auf, warum trotz umfangreicher Investitionen in Mentoren- und Ausbildungsprogramme von Frauen die Erfolge insgesamt überschaubar sind. Vor dem Hintergrund tradierter gesellschaftlicher Rollenbilder von Frauen und Männern sowie den klassischen (Charakter) Eigenschaften einer Führungskraft, weisen die Autoren darauf hin, dass kompetenzfördernde Maßnahmen zwar wichtig, jedoch nicht ausreichend sind, solange das Umfeld, sprich die gelebte Kultur, der Förderung und Anerkennung weiblicher Führungsqualitäten entgegen steht. Um dies zu ändern schlagen die Autorinnen drei Schritte vor: Unternehmen sollten die MitarbeiterInnen – Frauen wie Männer – über Vorurteile aufklären, Schutzräume schaffen, innerhalb derer Frauen sich austauschen können und schließlich sollten die Frauen ermutigt werden, den eigenen Fokus auf den Sinn und Zweck ihrer Führungsaufgabe zu richten. Während der Fokus auf Vorannahmen von den meisten Experten geteilt wird, legt dieser Ansatz insgesamt ein deutlich zu hohes Gewicht auf der Arbeit „an und mit Frauen“, während systemische Aspekte unbeachtet bleiben.
Ein weiterer Beitrag präsentiert empirische Untersuchungen des Harvard Professors Boris Groysberg, der durch Befragungen weiblicher Board-Mitglieder in den USA Hintergründe, Karrierewege und Erfahrungen beschreibt. Als Referenzgruppe dient eine kleinere Gruppe männlicher Board Mitglieder. Er vergleicht die Stärken und Hobbies weiblicher Boardmitglieder mit denen der männlichen wie auch die jeweiligen Sichtweisen auf vorhandene Karrierehindernisse für Frauen auf dem Weg an die Spitze. Schließlich zeigt er anhand eines Beispiels, wie effektive Boards im Hinblick auf Diversity zusammen gesetzt sein können. Eine Übersicht über Zahlen und Daten aktueller Studien aus den Fachrichtungen Betriebswirtschaft, Psychologie und Soziologie gibt Einblicke in die berufliche Realität von Frauen. Diese Erkenntnisse entlarven die vorhandenen Schieflagen, z. B. in Bezug auf Leistungsbewertung, und – besonders alarmierend – die Fortsetzung tradierter Geschlechterrollen in den Köpfen von Studierenden.