Fremdenfeindlichkeit und rechte Übergriffe sind gewaltiger Standortnachteil
Während sich der ostdeutsche Tourismus schon länger um sein Image sorgt, seit Politiker bestimmte Bereiche der neuen Bundesländer zu „no go areas“ erklärt hatten, fürchten nun auch Gewerbetreibende um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Denn Fremdenfeindlichkeit und rechte Übergriffe gelten als gewaltige Standortnachteile, wie der Kriminologe Prof. Dr. Kai Bussmann und der Soziologe Markus Werle von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg nach einer Umfrage von rund 600 Unternehmen herausfanden. Das Image einer Region wird demnach durch „weiche“ Standortfaktoren wie Lebensqualität, aber auch vor allem durch regionale Kriminalitätsbelastung und Fremdenfeindlichkeit besonders geprägt.
In Bewerbungsgesprächen wurde von BewerberInnen bei Unternehmen in den neuen Bundesländern die regionale Fremdenfeindlichkeit und rechte Gewalt fast doppelt so häufig thematisiert wie in den alten Ländern. In Ostdeutschland sind Absagen von Bewerbern wegen Fremdenfeindlichkeit und rechter Gewalt mit 11 % sogar mehr als doppelt so hoch wie im Westen (4%). Fremdenfeindlichkeit und rechtsradikale Gewalt sind somit eindeutig negative Standortfaktoren im Wettbewerb der Regionen um Wirtschafts- und Industrieansiedlung. Hat das Image einer Region in der Wahrnehmung von Unternehmen und Stellenbewerbern erst einmal Schaden genommen, kann daraus sogar ein zirkuläres Handicap für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung erwachsen. Denn die Reaktion auf eine regional schlechtere wirtschaftliche Lage mit Fremdenfeindlichkeit und rechter Gewalt verschafft Wettbewerbsnachteile, die dieser politischen Orientierung den Nährboden bereitet.