Familienbewusstsein ist konjunkturresistent

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt für Beschäftigte bei der Arbeitgeberwahl weiterhin eine entscheidende Rolle – auch für Beschäftigte über 40 Jahre. Ein Großteil der ArbeitnehmerInnen würde für bessere Bedingungen sogar den Job wechseln. Aktuelle Ergebnisse einer Personalmarketingstudie zeigen einmal mehr die ökonomischen Implikationen von Work/Life Balance.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat das Marktforschungsinstitut GfK zum dritten Mal 300 Personalverantwortliche in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten und 3000 Beschäftigte im Alter von 25 bis 49 Jahren zur Bedeutung von Familienfreundlichkeit bei der Arbeitgeberwahl befragt. Die Studie macht deutlich: Trotz wechselnder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren hat sich Familienbewusstsein als einer der entscheidenden Faktoren etabliert. Für 91 Prozent aller befragten Beschäftigten zwischen 25 und 39 Jahren mit Kindern unter 18 Jahren spielt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Arbeitgeberwahl eine mindestens genauso wichtige Rolle wie das Gehalt.
Auch für Beschäftigte über 40 Jahre ist das Thema von großer Bedeutung. Für fast sieben von zehn Befragten zwischen 40 und 49 Jahren sind familienfreundliche Angebote wichtig, wenn sie sich für einen Arbeitgeber entscheiden. 60 Prozent der Beschäftigten dieser Altersgruppe würden für bessere Bedingungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch den Job wechseln. Personalverantwortliche unterschätzen die Bedeutung für die über 40-Jährigen jedoch. Gemäß der Studie glaubt nur rund ein Drittel der Verantwortlichen in den Personalabteilungen, dass die ArbeitnehmerInnen sich für einen Wechsel entscheiden würden.
Die Studienergebnisse zeigen Defizite bei der Kommunikation und der tatsächlichen Nutzung familienfreundlicher Maßnahmen – wie schon die erste Praxisstudie zu dieser Frage (http://www.diversity-wissen.de/studien/). Zwar geben fast die Hälfte der befragten Unternehmen an, ihre familienfreundlichen Angebote nach außen zu kommunizieren, jedoch nur etwas mehr als ein Drittel der Beschäftigten nimmt das auch wahr. „Die ungeschriebenen Gesetze der meisten Unternehmenskulturen legen nahe, dass Integration von Beruf und Privatleben schlecht für Ansehen und Karriere ist,“ kommentiert Stuber die Ergebnisse. „Unternehmen müssen dies über gelebte Vorbilder und durch die Verbreitung der Instrumente in einer kritischen Masse ändern.“
Eine positive Entwicklung zeigt die Personalmarketingstudie beim Thema Beruf und Pflege auf. Kleine und mittelständische Unternehmen engagieren sich immer stärker für ihre MitarbeiterInnen mit pflegebedürftigen Angehörigen. 13 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Unterstützungsleistungen ausgebaut. Diese Zahl hat sich im Vergleich zu 2010 fast verdoppelt.