Ein Inder an der Spitze der Deutschen Bank: Vielfalt im Fokus der Wirtschaftsmedien

Im Vergleich zu seinen Vorgängern ist seine Haut etwas dunkler, sein Akzent klingt nach einem englischsprachigen Hintergrund und sein Name sorgt für Erstaunen – die Medien haben Anshu Jain, den neuen Co-Chef der Deutschen Bank, in den Fokus genommen. Als „Exoten“ und „Ausnahmeerscheinung“ bezeichnet „stern.de“ den Topmanager mit Blick auf seine Herkunft – Jain wurde 1963 in Indien geboren. Und tatsächlich fällt es schwer, andere Beispiele für Manager mit ‚echtem’ Migrationshintergrund in deutschen Vorständen zu finden, wie Agence France Press (AFP) recherchierte und kommentierte. Dabei gilt ein guter Mix im Management nach Einschätzung von Experten als echter Erfolgsfaktor – sowohl bezogen auf Ethnie, Geschlecht und Erfahrungshintergrund. „Zahlreiche Studien zeigen, dass die Lösungen heterogener Teams deutlich besser sind als die homogener Teams. Auch die Marktorientierung ist höher ausgeprägt“, erläuterte Diversity-Experte Michael Stuber im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Der Unternehmensberater unterstrich, dass globale Konzerne nur mit multi-kulturellen Management-Teams glaubhaft geführt werden könnten. Zudem seien gemischte Führungsteams wichtig als Identifikationsmöglichkeit für hochqualifizierte Nachwuchskräfte.
Genau hier haben die Dax-Konzerte noch deutlichen Nachholbedarf. Zwar gibt es an der Spitze der größten deutschen Unternehmen seit Jahren eine Reihe von Ausländern, die jedoch meist aus westlichen Industrieländern stammen – vor allem aus direkten, meist deutschsprachigen Nachbarländern. Schon länger finden sich unter den wenigen ausländischen Firmenlenkern im DAX auffällig viele Österreicher und Schweizer. Vertreter aus Dänemark (wie Kasper Rorsted bei Henkel) oder Norwegen (Jørgen Kildahl bei E.ON) gelten da schon als „Exoten“. 2011 waren knapp 25% der Vorstandsposten im DAX mit einem ausländischen Manager besetzt, aber nur 12% haben ihre familiären Wurzeln außerhalb Europas. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP wies Diversity-Experte Michael Stuber jedoch darauf hin, dass der ethnische Mix der Führungsriege nicht der einzige Erfolgsfaktor sei. Personelle Vielfalt sei in vielerlei Hinsicht ein Profitbringer und müsse ganzheitlich betrachtet werden, sodass auch Dimensionen wie die Geschlechterverteilung oder die sexuelle Orientierung berücksichtigt werden sollten. Stuber erinnert, das Vielfalt innerhalb der Belegschaft erst ab einem Anteil von 25 Prozent systemrelevant und vorher als Störfaktor wahrgenommen werde. Insofern gilt es als gute Nachricht, dass im Jahre 2011 40% der neu besetzten Aufsichtsratsmandate mit Frauen besetzt wurden.