Diversity an Hochschulen: Good-Practices und eine Diversity-Toolbox aus der Schweiz
Eigentlich konnte die Humboldt-Universität sehr zufrieden sein. Sie hatte einen überaus geeigneten Kandidaten für eine Mathematikprofessur gefunden, mit Auslandserfahrungen an der University of California und einem sehr überzeugenden Berufungsvortrag. Dennoch stellte die Universität kurzerhand das Berufungsverfahren für die Professur in reiner Mathematik ein, denn der Kandidat hatte einen entscheidenden Fehler: Er ist ein Mann. Zieht man die derzeitige Quote von 10 Prozent weiblichen Professoren in den Naturwissenschaften in Betracht, ist die explizite Förderung weiblicher Nachwuchskräfte ein durchaus hehres Unterfangen. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat sich diesem Ziel verpflichtet. Seit 2008 bemüht sie sich, mit ihren Gleichstellungsstandards den Anteil von weiblichen Wissenschaftlerinnen zu erhöhen. Eine überarbeitete Onlinedatenbank stellt zurzeit knapp 230 Gender-Diversity-Beispiele an deutschen Universitäten vor und soll helfen, dieses Ziel zu erreichen.
Hochschulen in Deutschland können auf sehr einfache Weise ihre Good-Practices online einreichen, sie müssen die Wirkungen und Rahmenbedingungen ihrer Diversity-Programme darlegen. Nach einem Auswahlprozess sollen dann möglichst viele Beispiele mit breiter inhaltlicher Thematik verfügbar sein, der DFG geht es insbesondere auch um eine gute Übertragbarkeit der modellhaften Beispiele auf andere Umgebungen. Interessierte Nutzer sehen schnell, um welchen Bereich sich eine Maßnahme dreht, wer in der Zielgruppe ist und welches Ziel das Programm verfolgt. Zudem werden weitere Informationen und weiterführende Links angeboten, die Suche nach Beispielen kann auf einfache Weise eingeschränkt und gefiltert werden.
Auch in der Schweiz engagieren sich Universitäten intensiv für Diversity, so hat beispielsweise die Universität Lausanne eine Diversity-Toolbox veröffentlicht, mittels derer Universitätslehrende ein inklusionsfreundliches Klima in den Vorlesungssälen und Seminarräumen schaffen können. Das online verfügbare Dokument stellt sehr konkrete Aktivitäten vor, um Studierenden die Themen Vielfalt, Inklusion, Gemeinsamkeiten und Individualität näher zu bringen. Dafür werden Aufgaben vorgestellt, die entweder das Eis brechen und erste Erkenntnisse auslösen sollen oder Diskussionen in Gang bringen können. Zudem enthält das Papier Ansatzpunkte für Lehrende, um mit heterogenen fachlichen wie privaten Hintergründen der Studierenden umzugehen und ihre Lehrmethoden auf Diversity-Kompatibilität zu überprüfen.
Alter Ethnie; Herkunft; Migration; Kultur Gender Sprache Deutsch