Die Macht der großen Namen

Schon seit über zehn Jahren gibt es Diversity-Manager in deutschen Großunternehmen. Nicht alle haben oder hatten eine (dotted) Berichtslinie zum Vorstandschef oder einem Vorstandsmitglied, und kaum eine StelleninhaberIn erhielt ein so großes Medienecho wie Jill Lee, die Noch-Diversity-Chefin in einem der deutschesten aller Unternehmen – Siemens. Das Handelsblatt kündigte die Ankunft der Singapurerin bereits Monate im Voraus an und featurete sie später umfänglich im Karriereteil. Auffällig viel Aufmerksamkeit für auffällig wenig Neuheiten, wenn auch mit auffällig hochkarätigem Support von CEO Löscher. Ob dieser nicht ausgereicht hat oder die Siemenskultur zu beharrlich war – das Handelsblatt berichtet, folgerichtig, bereits im Februar über das bevorstehende Ausscheiden von Jill Lee, die immerhin zuvor Finanzvorstand bei Siemens in Asien war. Nur anderthalb Jahre hatte sie Zeit, die Karrierechancen von Frauen und ausländischen Talenten bei Siemens verbessern. Laut Handelsblatt hat Lee weltweit 500 Diversity-Botschafter eingerichtet und vielfältige Shortlists durchgesetzt. Ihr Weggang komme für „viele überraschend“, was die fehlende Nachfolgeregelung bestätigt. Siemens sagte dem Handelsblatt, „Diversity steht ganz oben auf der Prioritätenliste von Herrn Löscher“, die Nutzung der Vielfalt der Belegschaft sei ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Unternehmen. Erstaunlicherweise steht die laut Experten dringend erforderliche Position des CDO (Chief Diversity Officer) in Frage. Nicht in Frage steht die Qualität der Berichterstattung des Handelsblattes im Falle Siemens & Lee. Wünschenswert wäre eine ähnliche Aufmerksamkeit für die zahl- und erfolgreichen Diversity-Aktivitäten in der deutschen Wirtschaft.