Deutsche Muslime sprechen nicht mit einer Stimme

Der Zentralrat der Juden hat sich in Deutschland als Sprachorgan für die Belange jüdischer Bürger-Innen entwickelt. Namen wie Michel Friedman, Paul Spiegel oder Charlotte Knobloch sind immer wieder in den Medien präsent und als VertreterInnen jüdischer Interessen bekannt. Doch wie sieht es mit der Vertretung der Muslime in Deutschland aus? Mit einer regelmäßig tagenden Islamkonfe-renz will die Regierung das Verhältnis zwischen Staat und Muslimen auf Dauer verbessern. Größte Hürde der Bemühungen: noch immer gibt es in Deutschland keine direkten Ansprechpartner oder Interessensvertreter, die für die Mehrheit der Muslime sprechen können. Statt dessen streiten seit Jahren mehrere große Verbände um diesen Anspruch. Doch vertreten die Türkisch-Islamische Uni-on der Anstalt für Religion, der Islamrat, der Zentralrat der Muslime, der Verband der Islamischen Kulturzentren sowie die Allevitische Gemeinde zusammen nur knapp 300.000 Mitglieder – das sind weniger als zehn Prozent der in Deutschland lebenden 3,2 Millionen Muslime. Daher wurden nicht nur Vertreter der fünf größten Verbände, sondern auch Verantwortliche aus Wirtschaft, Gesell-schaft, Wissenschaft und Kultur eingeladen. Mit dabei waren auch Vertreter der vom Verfassungs-schutz beobachteten Gruppierung „Milli Görus“, die für einen islamischen Staat in Deutschland ein-treten. „Intensive Gespräche“ und „starke Annäherungen“ beobachtete Bundesinnenminister Wolf-gang Schäuble, gleichzeitig knirsche es laut eines SPIEGEL-Online-Berichts hinter den Kulissen zwischen den muslimischen Vertretern gewaltig. Am 8. und 9. November 2006 findet das zweite Treffen der Islamkonferenz statt.