Der Business Case: Höhe x Breite x Tiefe = ROI Diversity
Bei der Erstellung des Business Case für Diversity fragen sich manche Unternehmen, welche Struktur und Darstellung eine effektive Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ausmachen. Auch die Belastbarkeit vieler Studienergebnisse scheint unsicher. Zu beiden Aspekten gibt es neue Erkenntnisse aus einem mehrjährigen, weltweiten Forschungsprojekt.
Für den Business Case von Diversity hat sich in der Praxis im Laufe der Jahre eine Dreiteilung als äußerst sinnvoll heraus gestellt, die vor allem auch die Unternehmensleitung überzeugt: Strategische Mehrwerte (unternehmensspezifisch), Notwendigkeit augrund externer Trends (Umfeld-spezifisch) und der Return on Investment von konkreten Maßnahmen. Das dritt und wohl wichtigste Element dieses Trios wurde kürzlich aktualisiert und in beeindruckender Weise erweitert: Die Bewertung des „Return on Investment“ pro-aktiver Diversity-Maßnahmen.
Die Vorteile und Verbesserungen, die durch Diversity Management entstehen (können) lassen sich zunächst in interne und externe Effekte unterscheiden. Die internen Vorteile werden nach der Realisierungsebene gruppiert: Individuelle Produktivität, Teamarbeit und organisationale Effektivität. Die externen Effekte werden nach Interessengruppen eingeteilt: Kunden & Märkte, Bewerber & Arbeitsmarkt, Investoren & Finanzmärkte sowie die Öffentlichkeit.
Eine strenge und umfassende Analyse von hunderten Studien, die weltweit einen der genannten sieben Kernbereiche betrafen, macht deutlich, dass nur ein kleiner Teil der Studien tatsächlich die Kriterien eines robusten Studiendesigns mit empirischer Methodik erfüllt. Im Zeitraum von 1986 bis 2011 wurden daher 135 Studien von mehr als 400 als valide und verlässlich ausgewählt und im „International Business Case Report“ (IBCR 2012-XL) berücksichtigt. Eine Analyse der Gesamtheit der Studien zeigt sowohl die sich verändernden Forschungsschwerpunkte als auch die Entwicklung des allgemeinen Verständnisses von Diversity Management im Laufe der Jahre.
In den ersten 14 Jahren (1986-1999) wurden nur 11 Studien durchgeführt, während in den folgenden Jahren ein Wachstum in der Forschung mit einem Sprung in den Jahren 2004 und einem Allzeithoch in 2008 (35 Studien allein aus diesem Jahr) zu beobachten war. Seit 2003 stellt die Effektivität der Organisation die häufigste Forschungsperspektive dar (außer im Jahr 2007). Der Shareholder Value und die Teamarbeit sind die am zweithäufigsten abgedeckten Forschungsbereiche. All dies steht im Einklang mit der Positionierung von Diversity Management und einer der wichtigsten Grundfragen: Unter welchen Bedingungen können gemischte Teams erfolgreicher als homogene Teams sein und wie kann die Organisation davon profitieren?
Im Vergleich der klassischen Diversity-Kategorien nimmt die Dimension „Geschlecht“ den breitesten Raum in der Forschung ein – insbesondere in Bezug auf die Organisationseffizienz und den Shareholder Value. Die Forschung zu Arbeitsmarkt- sowie Absatzmarktfragen bezieht sich meist auf Rasse / Ethnizität oder kulturellen beziehungsweise Migrationshintergrund. Die dimensionsübergreifende Forschung nimmt den größten Raum in gleich drei Kategorien ein: Wahrgenommene Effekte von Diversity (nicht empirisch relevant und daher außerhalb der sieben o.g. Kategorien), Teamarbeit und persönliche Produktivität. Sonstige Diversity Themen (Behinderung, Alter, etc.) sind am häufigsten in den Bereichen der individuellen Leistung und in Bezug auf den makro-ökonomischen Effekt von Diversity zu finden. Gender und Ethnizität wiesen in den meisten Zeitabschnitten eine ähnlich hohe Bedeutung auf, aber die Dimension „Geschlecht“ dominiert die Spitzenjahre 2008 und 2009. In den meisten Jahren nahm die dimensionsübergreifende Forschung, die sich auf mehr als eine einzelne Diversity-Dimension bezog, im Vergleich zu den Forschungsaktivitäten zu einzelnen Dimensionen wie Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit, einen größeren Raum ein.
Obwohl die USA als Geburtsland des Diversity-Ansatzes gelten, hat die US-amerikanische Forschung in diesem Bereich lediglich in den frühen Jahren bis 2007 dominiert. Seitdem nehmen Forschungsergebnisse aus Europa einen immer größeren Raum ein und haben seit 2007 weiter an Relevanz gewonnen.