Managerinnen fühlen sich verkannt: Unternehmen erkennen weibliche Fähigkeiten nicht an

Wie gleichberechtigt fühlen sich Managerinnen in Unternehmen? Dieser Frage gingen JUMP und Eve-olution nach und befragten 400 Managerinnen in Europa. Fazit der Studie: Die Managerinnen sind insgesamt mutloser und negativer eingestellt als bei der letzten Umfrage 2005, besonders dann, wenn es um den Vergleich mit den männlichen Kollegen geht.
In der umfassenden Umfrage betonen viele Frauen die Andersartigkeit ihrer Fähigkeiten und kritisieren, dass diese Differenz von den Unternehmen immer noch nicht anerkannt oder aber als unterlegen wahrgenommen wird. Während 2005 noch 67% der Frauen glaubten, dass sie nicht auf der gleichen Grundlage wie Männer anerkannt bzw. befördert werden, stieg diese Zahl bis 2012 auf 95%. Experten sehen hierin zwei wichtige Aussagen: Erstens ist die Sensibilität der Frauen seit 2005, vor allem wegen der medialen Aufmerksamkeit für das Thema Gender, deutlich gestiegen, was sich in der negativeren – weil kritischeren – Bewertung zeigt. „Qualifizierte Frauen wählen bewusst und gezielt Arbeitgeber, die Diversity als Teil ihrer Firmenpolitik verankern und in jeder Hinsicht Wert auf Verschiedenheit legen, vor allem auch auf Geschlechtervielfalt“, kommentiert Diversity-Experte Michael Stuber die Ergebnisse, die auf den JUMP Foren in Brüssel und Paris vorgestellt worden waren. Laut der Studie sollten sich vor allem jene Unternehmen angesprochen fühlen, die zwar gute Absichten haben, aber ihre weiblichen Mitarbeiterinnen und deren Eigenschaften in der Praxis noch nicht konsequent anerkennen.  Häufig verlassen Frauen nämlich lieber ihr Arbeitsumfeld, als in einem Betrieb zu arbeiten, in dem sie sich nicht respektiert fühlen.
Dies zeigt auch, dass die stereotypische Annahme falsch ist, dass Kindererziehung und mangelnde Karrieremotivation die Gründe seien, warum Frauen ihre berufliche Entwicklung nicht weiter verfolgen. Sie lassen es sich schlichtweg nicht gefallen, nicht anerkannt zu werden. 74% der Befragten kritisieren zudem, dass ihr Arbeitgeber zu wenig Geld und Zeit in Trainings investierten, die Frauen und Männern eine bessere Zusammenarbeit vermitteln.  Ein Prozent mehr ist der Ansicht, dass auf Eigenschaften wie Kommunikation, Teamfähigkeit und Beziehungen nicht genug Augenmerk gelegt wird. Dabei sticht hervor, wie viele Frauen laut der Studie die Andersartigkeit des weiblichen Geschlechts betonen und sich so aktiv von Männern abgrenzen. Die Anzahl der Managerinnen, die nicht an kulturellen Geschlechterunterschieden festhalten wollen, geht indes zurück. Eine Referentin des JUMP Forum kommentierte dies damit, dass die Ähnlichkeiten zwischen Frauen und Männern gerade im Arbeitsumfeld rund 90% ausmachten – z. B. bezogen auf fachliche und methodische Fähigkeiten – wir uns in der Gender-Debatte aber vor allem mit den 10% Unterschieden befassten.