Vorbehalte gegen Führungsqualitäten von Frauen sind grundlos
Ob Frauen in den Chefetagen ihren männlichen Kollegen das Wasser reichen können ist eine erstaunlich vieldiskutierte Frage. Was bleibt ist die Feststellung, dass Frauen in Führungspositionen mit steigender Hierarchiestufe unterrepräsentiert sind. Eine Studie des „Credit Suisse Research Institut“ entlarvt dies als Besetzungsfehler, andere Studien zeigen menschliche Vorbehalte.
Mit einer breiten Datenbasis stellt sich das Forschungsinstitut der Schweizer Großbank Credit Suisse einer häufig gestellten Frage: Wirken sich Frauen im Management auf den Erfolg von Unternehmen aus und wenn ja, wann und auf welche Weise? Die Researcher untersuchten 2.300 Unternehmen, die über ein Eigenkapital von über 10 Milliarden Dollar verfügen über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren. Die gewonnenen Zahlen belegen in aller Deutlichkeit, dass Unternehmen mit Frauen in der Geschäftsführung bis zu 26 Prozent mehr wirtschaftlichen Erfolg verbuchen als Unternehmen ohne weibliche Beteiligung im Führungsstab. Während die jährliche Umsatzrendite ihrer Mitbewerber bei 10 Prozent liegt, fahren gemischte Management-Teams einen Gewinn von 14 Prozent für ihre Firmen ein.
Den Unterschied macht laut Studie vor allem die Risikobereitschaft. Tendenziell meiden Frauen gewisse Risiken und bewahren so die Unternehmen vor hohen Verlusten, aber auch andere Führungsqualitäten kommen den Firmen in gemischten Teams zugute. Im internationalen Vergleich liegen deutsche Unternehmen mit einem Frauenanteil von gerade mal 28 Prozent gegenüber 59 Prozent weltweit deutlich zurück. Der weltweite Vergleich liefert weitere gute Gründe, dies zu ändern. Aber Vorsicht: Andere Auswertungen zeigen, dass ein zu geringer Frauenanteil die Risikobereitschaft der männlichen Mehrheit ungünstig steigert und erzwungene „Quotenfrauen“ wirken sich negativ auf den Aktienkurs aus.
Allerdings sollten nicht nur die Unternehmen selbst umdenken, sondern auch Investoren haben in Sachen Gender-Diversity noch einiges zu lernen. So fand das Wissenschaftler-Ehepaar Professor Dr. Alexandra Niessen-Ruenzi und Professor Dr. Stefan Ruenzi von der Mannheimer Fakultät für Betriebswirtschaftslehre heraus, dass Anleger weniger Zutrauen in von Frauen verwaltete Fonds besitzen und somit seltener in diese investieren. Dieses vorurteilsgeleitete Verhalten war die Erklärung für 15 Prozent weniger Geldzuflüsse in „weibliche Fonds“. Um diese Ergebnisse zu erhalten werteten sie die Daten der gesamten US-amerikanischen Fondsindustrie für die vergangenen sieben Jahre aus. Fast scheint es, als bliebe ein solches Investitionsverhalten den Personalmanagern nicht verborgen, denn Frauen bleiben in finanzmarkt-nahen Bereichen eine Seltenheit. Inzwischen gibt es 140 Studien, die auf verlässliche Art und Weise relevante Aspekte untersucht haben. „Die Gesamtbotschaft ist eindeutig“, fasst Diversity-Experte Michael Stuber zusammen, „Vielfalt kann messbare Mehrwerte herbei führen, aber nur, wenn sie positiv gestaltet wird.“ Gerade die einzelnen Studien, die negative Korrelationen fanden, wiesen auf entscheidende Erfolgsfaktoren für Diversity Management hin. Nicht der Kopf oder der Geldbeutel seien das Hindernis, sondern der Bauch und mitunter der Geist, so Stuber.