Diversity als Lösungsweg für Dilemma im Gesundheitssystem
Kaum eine andere Branche spürt den Druck des gesellschaftlichem Wandels so stark wie das deutsche Gesundheitssystem: Die Zahl der Pflegebedürftigen wächst immer weiter, und schon jetzt haben Krankenhäuser und Altenheime mit notorischem Personalmangel zu kämpfen. Aus dem Artikel „Bunt ist Trumpf“ in der Fachzeitschrift „Die GesundheitsWirtschaft“ geht hervor, dass mehr Vielfalt bei der Personalrekrutierung zwar die Lösung sein könnte, die Idee aber noch nicht bis in die Führungsebenen durchgedrungen sei.
Die Journalistin Judith-Maria Gillies geht in Ihrem Artikel eindringlich der Wirtschaftlichkeitsfrage für Diversity in der Healthcare Branche auf den Grund. Demnach gewinnen Führungskräfte nicht nur im ökonomischen Sinn und haben die effektiveren Teams, sondern auch zufriedene und loyale Mitarbeiter. Der Artikel zitiert wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zum Mehrwert von gestalteter Vielfalt. Weshalb auch Gesundheitsunternehmen mitunter ihre liebe Not mit Diversity haben, liegt laut Diversity-Experte Michael Stuber vor allem daran, dass die meisten Healthcare Betriebe Monokulturen sind. Diese schöpfen nicht alle vorhandenen Ressourcen aus und verpassen perspektivenreiche und ausgewogene Entscheidungen.
Der Artikel zitiert weiterhin die Healthcare-HR-Trendstudie 2011, wonach viele Gesundheitsunternehmen anstreben, ihren Anteil an weiblichen und ausländischen Mitarbeitern in den nächsten Jahren auf ein Drittel oder sogar 50 Prozent zu erhöhen. Ihnen sei bewusst, dass der Schlüssel für mehr Effizienz darin liege, Personal leichter zu gewinnen und dauerhaft zu binden. Von daher hieße wirtschaftlich zu sein auch, die eigenen Perspektiven zu erweitern und auf Vielfalt als Werkzeug zurückzugreifen.
Im Gesundheitsbereich kann Diversity auch Männerförderung bedeuten: Das Städtische Klinikum München versucht verstärkt, Männer für den Pflegebereich zu gewinnen. Durch Praktika und den Boys’ Day sollen längerfristige Kontakte geknüpft werden. In den Führungsebenen sollen dagegen für Frauen die Türen geöffnet werden – deshalb gilt für viele Gesundheitsbetriebe die Regel, mindestens eine Frau auf die Shortlist des Auswahlverfahrens zu setzen und Mentoringprogramme zu entwickeln. Der „GesundheitsWirtschaft“ zufolge komme es bei der erfolgreichen Umsetzung von Diversity jedoch unvermeidlich auch auf die Haltung der Personalentscheider an: Sie müssten Gewohnheiten und Bequemlichkeiten überwinden und lernen, Bewerber nicht nach der Ähnlichkeit zur eigenen Person auszuwählen.
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