Nutzung von Mitarbeitenden mit psychischer Behinderung
Alle Menschen verfügen über Potenziale und diese hängen unter anderem mit der unterschiedlichen Herkunft, Generation oder Befähigung einer Person zusammen. Dies gilt auch für Menschen mit einer körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung – obgleich vor allem letztere Gruppe durch die Gesellschaft im Alltag stark marginalisiert wird. Wie auch hier Potenziale gehoben werden können, zeigt das Beispiel der InoTex Bern AG.
Schon seit 2003 arbeitet das Unternehmen eng mit dem Job Coach Placement der Universitären psychiatrischen Dienste Bern (UPD) zusammen. Der hochgradig automatisierte Betrieb vergibt Arbeitsplätze, die einfache handwerkliche Arbeiten und Konfektionierungen (z. B. das Falten und Stapeln von Waschlappen und Waschhandschuhen) beinhalten, an Menschen mit psychisch bedingten Leistungseinschränkungen. Zwei Trainingsarbeitsplätze und zwei Wiedereingliederungsarbeitsplätze stehen permanent für Teilnehmende aus dem Job Coach Placement und anderen in diesem Bereich engagierten Institutionen zur Verfügung. Mit diesen Arbeitsplätzen schafft das Unternehmen die Voraussetzung für eine sinnvolle Beschäftigung der Teilnehmenden, die damit die Gelegenheit erhalten, Verantwortung übernehmen, Selbstvertrauen entwickeln, in das soziale Netzwerk zurückkehren. Schrittweise werden die Teilnehmenden an Leistung herangeführt, indem zunächst Disziplin und Qualität beachtet werden und erst später die quantitative Leistungserbringung.
Die sorgsame Begleitung der Teilnehmenden durch das Kader ist dabei unerlässlich und ein wesentlicher Faktor für den Erfolg des Engagements. Schichtführer überprüfen die geleistete Qualität und führen Kontrollen durch. Gemeinsam mit dem Produktionsleiter, der Leiterin Personal und dem Projektverantwortlichen der Institution, dem Job Coach, werden regelmässig Standortbestimmungen durchgeführt. Dieser Mehraufwand bzw. diese Mehrbelastung entsteht und wird vom Unternehmen getragen und bewusst in Kauf genommen. Zur sozialen Reintegration beitragen zu können ist nicht nur Aufgabe sondern eine Bereicherung für das Unternehmen und alle Mitarbeitenden. Die InoTex Bern AG sieht in ihrem Engagement die Chance, ihren Mitarbeitenden eine Unternehmenskultur zu vermitteln, die sich zwar nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten orientiert, aber auch soziale Aspekte nicht ausser Acht lässt. Sie schafft damit ein Wertesystem, das einer ethischen Überprüfung Stand hält. Nun wurde das Unternehmen sogar mit dem Berner Sozialstern 2012 ausgezeichnet.
Die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) honorieren mit dem Preis Unternehmen aus dem Berner Wirtschaftsraum mit außergewöhnlichem Engagement im Bereich der beruflichen Wiedereingliederung von Menschen mit psychisch bedingten Leistungseinschränkungen. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Franken ist zweckgebunden. Der Berner Sozialstern wurde zum vierten Mal verliehen.
Die InoTex Bern AG ist eine der grössten Wäschedienstleister in der Schweiz. Ihr Kerngeschäft ist die textile Vollversorgung von Unternehmen des Gesundheitswesens, der Dienstleistungsbranche und der hygienesensiblen Industrie. Seit 2005 produziert sie für ihre Zielgruppen unter dem Label InoTex SmartFashion® funktionelle und modische Berufsbekleidung. Täglich verarbeiten 210 Mitarbeitende aus 20 Nationen bis zu 30 Tonnen Wäsche.