Barrierefreiheit durch Aufzüge barrierefrei gestalten

Eigentlich sind Aufzüge ein Merkmal für Barrierefreiheit und eine Erleichterung für alle, die keine Treppen laufen können. Nachteile zeigen sich erst, wenn das Gerät einmal stecken bleibt, denn dann zeigen sie sich just in der Problemsituation nicht mehr so behindertengerecht, wie gedacht.
Notrufsysteme in Aufzügen funktionieren bisher über Sprechanlagen, bei der eine Notrufzentrale angefunkt wird und aus der Ferne Hilfeleistungen anbietet oder koordiniert. Hörbehinderte Menschen haben dabei ein echtes Problem, da ihnen eine beruhigende Stimme und wertvolle Tipps über Lautsprecher nicht weiterhelfen.
Nun wurde ein Notrufsystem vorgestellt, das erstmals auf die Bedürfnisse hörbehinderter und tauber Menschen eingeht. Angestoßen wurde das Projekt von hörbehinderten Mitarbeitern des Bau- und Liegenschaftsbetriebs in Nordrhein-Westfalen, die die Idee eines visuellen Notrufs bei ihrem Arbeitgeber auf den Weg gebracht und bei der Entwicklung Pate gestanden haben. Der Prototyp, der im Tagungshotel ‚Lichthof’ des Bau- und Liegenschaftsbetriebs steht, verfügt über ein Touchscreen, das sich automatisch einschaltet, wenn die lautsprachliche Kontaktaufnahme scheitert. Das Display zeigt die von der Notrufzentrale gestellten Fragen verschriftlicht an, die über das Touchscreen beantwortet werden können. Ebenso kann mitgeteilt werden, ob ein Krankenwagen oder weitere Hilfe benötigt wird. In dem Fall gibt die Anzeige Auskunft über die verbleibende Zeit bis zur Ankunft der Hilfe.
Sollte gar keine Kommunikation mehr möglich sein, weil der oder die Betroffene ohnmächtig geworden ist, erfährt die Notrufzentrale das über ein Kamerabild und kann darauf reagieren.  Das Notfallsystem steht in den Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch zur Verfügung. Wolfgang Bachmann, der als Mitglied des Deutschen Gehörlosenbundes den Aufzug einweihte, fordert nun die weitere Verbreitung dieses Systems, um wirkliche Barrierefreiheit umzusetzen. Dabei verwies er vor allem auf den öffentlichen Dienst, der überdurchschnittlich viele Gehörlose beschäftigt.