Diversity Praxis Studie: „Geschlecht“ spielt wichtigste Rolle
Die Diversity Praxis Studie (DPS) untersuchte erstmals gezielt Aktivitäten deutscher Unternehmen im Rahmen des Diversity Managements. Anhand von vier Themenbereichen wurde die betriebliche „Nutzung von Vielfalt“ in deutschen Unternehmen ermittelt. Danach nimmt die Dimension „Geschlecht“ den höchsten Stellenwert innerhalb der sechs Kerndimensionen von Diversity ein (Alter, sexuelle Orientierung, Religion, Nationalität, Behinderung).An der Befragung nahmen 46 führende deutsche Unternehmen aus 8 Branchen teil.Die hohe Bedeutung der Dimension „Geschlecht“ wird unter anderem bei der Frage nach der wichtigsten demografischen Entwicklung für Unternehmen hierzulande deutlich. Danach stellt die wachsende Bedeutung von Frauen für den Absatz- und Arbeitsmarkt die markanteste demografische Veränderung dar. 80 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass sich aus diesem Trend eine Notwendigkeit für den Managementansatz Diversity ergibt. Auch die innerbetrieblichen Maßnahmen zur Vorbeugung von Benachteiligungen beziehen sich vor allem auf das „Geschlecht“. In 98 Prozent der Unternehmen wird die Geschlechtszugehörigkeit durch Antidiskriminierungsaktivitäten im Rahmen des Diversity Managements abgedeckt. Der Dimension „Religion/Weltanschauung“ kommt hingegen eine geringere Aufmerksamkeit zuteil: 70 Prozent der Unternehmen schließen diese Dimension in ihre Antidiskriminierungsaktivitäten ein.Neben demografischen Änderungen fragte die Diversity Praxis Studie (DPS) nach kulturellen Veränderungen, die zu einer Notwendigkeit von Diversity führen. Viele der Befragten halten eine Abkehr von traditionellen Geschlechterrollen und die Zunahme alternativer Lebensstile (z.B. Zunahme alleinerziehender Frauen) für wichtige Trends, die die betriebliche Praxis langfristig beeinflussen und Unternehmen zwingen, sich auf Veränderungen einzustellen, um erfolgreich am Markt bestehen zu können. Dass diese Entwicklungen, die eng im Zusammenhang mit dem „Geschlecht“ stehen, als wichtig erachtet werden unterstreicht erneut die Bedeutung dieser Dimension. Eine mögliche Erklärung für die hohe Rolle der Dimension „Geschlecht“ ist, dass die Chancengleichheit von Frauen und Männern in den (meisten) Unternehmen bereits seit mehreren Jahren thematisiert wird und von (ehemaligen) „Frauenbeauftragten“ im Rahmen von Diversity mit viel Engagement voran getrieben wird.Die hohe Anzahl der Unternehmen, die an der Diversity Praxis Studie (DPS) teilgenommen haben, unterstreicht den Bedeutungszuwachs von Diversity in Deutschland. Noch vor Jahren wäre nicht mit einer solchen Zahl zu rechnen gewesen. Die Studie lässt vermuten, dass die befragten Unternehmen ihr Diversity Engagement in den nächsten Jahren weiter intensivieren werden. Viele Unternehmen geben an, sich bei Einzelmaßnahmen in einer Planungsphase zu befinden und diese Maßnahmen zukünftig umsetzen zu wollen. Dass frühere Frauenförderungsmaßnahmen durch die Einführung von Diversity gelitten hätten oder das Thema „Geschlecht“ durch andere Dimensionen überdeckt werden, kann nicht festgestellt werden. Im Gegenteil: Aktivitäten zum Thema „Geschlecht“, die im Rahmen von Diversity durchgeführt werden, sind häufig umfangreicher und umfassender, als ausschließlich gleichstellungsorientierte Geschlechtsansätze, so die Beobachtung der PraxisforscherInnen und BeraterInnen von Ungleich Besser Diversity Consulting. Durch die wirtschaftlichkeitsorientierte Perspektive von Diversity könne eine größere Akzeptanz für das Thema beim oberen Management erzielt werden. Der Managementansatz Diversity bietet die Möglichkeit, vorhandene Gender-Ansätze zu erweitern oder zu ergänzen – bisherige betriebliche Erfahrungen haben keine Verwässerung der Ziele des Geschlechterpolitik feststellen können.Die Diversity Praxis Studie (DPS) wurde in Kooperation mit dem Personalmagazin und wissenschaftlicher Begleitung durch die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt durchgeführt. In zwei Befragungsstufen im Jahr 2005 beantworteten 46 Unternehmen einen teilstandardisierten Online-Fragebogen. Schwerpunkte der Studie bilden die vier Themenbereiche: Wirtschaftlichkeit von Diversity, Auswirkungen der EU-Antidiskriminierungsrichtlinien, Alter & Diversity sowie externe Kommunikation von Diversity. In jedem Themenbereich wurden umgesetzte und geplante Maßnahmen, Erfolge und Herausforderungen sowie die Bedeutung verschiedener Akteure erhoben. Weitere Informationen zur Studie unter: hier
Alter Behinderung Empirie / Forschung Gender Internationalität LGBTQI* Religion Sprache Deutsch