Steigende Einkommen von Frauen im Alter
Viel wird in letzter Zeit von der Konsumentengruppe der „jungen Alten“ gesprochen: Ausgestattet mit finanzieller Sicherheit und der Lust am Konsum entwickeln sie sich zu einer begehrten Zielgruppe der Industrie. Doch wie stellt sich die Einkommenssituation von Frauen im Alter dar? Inwieweit führen die bislang geschlechtstypisch unterschiedlichen Erwerbsverläufe zu materiellen Ungleichheiten im Alter? Der Managementansatz „Diversity“
hilft, Unterschiede gezielt zu thematisieren, indem verschiedene Faktoren menschlicher Vielfalt, zum Beispiel Alter und Geschlecht, berücksichtigt werden. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen werden diese Dimensionen nicht getrennt behandelt, sondern zusammen aufgegriffen, da Menschen durch viele Faktoren geprägt werden. Der Studie „Alterssicherung in Deutschland (AsiD)” stellt fest, dass sich die wirtschaftliche Situation der RenterInnen in den letzten Jahren stetig verbessert hat. Das durchschnittliche Nettoeinkommen der Senioren im Alter ab 65 Jahren ist zwischen 1999 und 2003 um 11 Prozent gestiegen. Es liegt bei 1.641 Euro im Westen und bei 1.477 Euro im Osten.
Insbesondere die Einkommen von Frauen haben sich deutlich erhöht. Dies hat wesentlich zu den im Durchschnitt gestiegenen Alterseinkommen beigetragen. Trotzdem sind weiterhin klare Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern im Alter, insbesondere bei Alleinstehenden, zu verzeichnen. Während alleinstehende Männer im Schnitt über 1.515 Euro im Westen und 1.284 Euro im Osten verfügen, haben alleinstehende Frauen ein
durchschnittliches Nettoeinkommen von 1.181 Euro in den alten Ländern und 1.128 Euro in den neuen Ländern. Duch die höhere Erwerbsbeteiligung jüngerer Frauen verfügen mittlerweile rund 80 Prozent der Frauen über ein eigenes Einkommen im Alter. Dabei ist die gesetzliche Rentenversicherung nach wie vor die am weitesten verbreitete Form der Alterssicherung in Deutschland. Die unterschiedlichen Einkommenshöhen resultieren u.a. daraus, dass Frauen ihr Erwerbsleben früher beenden als Männer. Wie der aktuelle „zweite Alterssurvey“ des deutschen Instituts für Altersfragen (DZA) ermittelt, zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen der Jahrgänge 1933-37. Diese Jahrgänge waren im Jahr 2002 zwischen 65 und 69 Jahren alt, hatten also den Übergang in den Ruhestand in der Regel in den späten 90er Jahren oder zu Beginn des neuen Jahrhunderts vollzogen. Männer dieser
Altersgruppe beendeten ihr Erwerbsleben im Durchschnitt mit 60,4 Jahren. Frauen hingegen etwa 10 Jahre früher, mit 50,8 Jahren. Neben dem früheren Übergang in den Ruhestand zeigt der Alterssurvey, dass deutlich weniger Männer als Frauen direkt von der Erwerbstätigkeit in den Ruhestand wechseln. Frauen sind demnach seltener als Männer bis zum Beginn der Altersrente erwerbstätig. Der Abstand zwischen den Geschlechtern hat hierbei jedoch im Laufe der Jahre abgenommen. Beide Untersuchungen machen deutlich, dass sich die Lebenssituation Älterer in den
vergangenen Jahren deutlich verbessert hat. Gerade die Einkommen von Frauen im Alter sind gestiegen. Ältere Menschen verfügen insgesamt über große wirtschaftliche Ressourcen und stellen insofern ein oft noch unterschätztes Konsumentenpotential dar. Bei aller Euphorie der Absatzwirtschaft sind differenzierte Betrachtungen der Gruppe der Älteren vorzunehmen. Pauschale Urteile über „die Alten“ sind wenig hilfreich. So sind, wie beschrieben,
Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern im Alter weiterhin existent. Als problematisch stellt sich insbesondere die Einkommensentwicklung bei älteren ostdeutschen Frauen heraus; sie gehören zu der einkommensschwächsten Gruppe. Ihnen steht deutlich weniger Geld zur Verfügung als dem Durchschnitt. Die Werbewirtschaft sollte gleichzeitig beachten, dass sich Ältere nicht ausschließlich als KonsumentInnen definieren. Wie Erhebungen zeigen, wollen sie ihre Erfahrungen in Politik und Gesellschaft, beispielsweise durch Ehrenämter, einbringen und ihren Ruhestand gesellschaftlich aktiv gestalten.