Verbot multikultureller Kirchenfeste: Scharfe Kritik an Kardinal
Auf scharfe Kritik traf der Vorstoß des Kölner Kardinals Joachim Meisner, der ein Verbot von multireligiösen Feiern an katholischen Schulen erlassen hat. Der von Papst Johannes Paul II. er-nannte Kirchenmanager, der als Freund von Papst Benedikt XVI. gilt, hatte gegenüber katholi-schen Religionslehrern angeordnet, ab sofort keine gemeinsamen Gebete mehr mit Juden oder Muslimen abzuhalten. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte eine gleichlautende Richtlinie be-reits 2003 verabschiedet. Indes existieren diverse Bestrebungen zur Annäherung der großen Weltreligionen – insbesondere das historische Ereignis in Assisi, bei dem Johannes Paul II. seine Sichtweise äußerte: Man könne zwar nicht gemeinsam beten, aber beim Gebet der anderen an-wesend sein. „Meisner bewegt sich mit seiner Initiative viele Jahrzehnte rückwärts“, kommentiert Diversity-Experte Michael Stuber den Erlass. Gerade in der aktuellen Situation sei es „vollkom-men deplaziert“, weitere Segregation zu betreiben.
Kardinal Joachim Meisner begründete sein Verbot damit, dass der Glaube von jungen Menschen noch nicht vollständig entfaltet sei und die für das Verständnis von multireligiösen Feiern not-wendige Differenzierung noch nicht möglich sei. Die Gottesbilder von Christen, Juden und Mus-lime seien nicht identisch, deshalb müsse jede Gemeinschaft allein zu ihrem Gott beten. Mit die-ser Interpretation gehört Meisner wohl zu einer kleinen Gruppe (einflussreicher) Hard-Liner. Zahlreiche Religionslehrer widersetzen sich der Anordnung. „Wir brauchen keine katholische Pa-rallelgesellschaft“, kommentierte die Migrationsexpertin der Grünen NRW-Landtagsfraktion, Monika Düker, scharfzüngig. Auch der Bundesverband „Aktion Humane Schule“, in dem Lehrer und Eltern organisiert sind, kritisierte die Anweisung als „unchristlich“.
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