Studie offenbart dringenden Handlungsbedarf gegen Diskriminierungen
Laut einer aktuellen Studie des Sinus-Instituts – im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes – gibt es in fast allen Milieus starke Vorurteile gegen Menschen mit Migrationshin-tergrund. Diese äußern sich in Unbehagen, Misstrauen und irrationalen Ängsten („Ich würde auch nicht die Tür aufmachen, wenn ein Dunkelhäutiger davorsteht“), ebenso wie in bekannten ressentimentgeladenen Negativklischees („Die wissen, wie man an Sozialgeld kommt“). Ursache dieser Grundeinstellung ist häufig das Gefühl einer nicht beherrschbaren Bedrohung durch eine hohe Zahl ins Land strömender Fremder. 50 Prozent der Befragten möchten nicht mit einem Türken in einem Haus wohnen und fast 86 Prozent erklären, dass sich Ausländer durch ihr Ver-halten und ihr Auftreten selbst ausgrenzen. Laut Studie lässt sich in traditionellen und prekären Schichten oftmals ein offener Hass gegen Menschen mit Migrationshintergrund ausmachen. In gehobenen Milieus diskriminiert würde oftmals subtiler diskriminiert.
Die Studie lässt dringenden Handlungsbedarf erkennen. Insbesondere gegenüber Muslimen herr-schen starke Vorbehalte: So sind 39 Prozent der Befragten der Ansicht, Muslime seien intolerant und gewalttätig. Martina Köppen, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, sieht auf-grund dieser Ergebnisse „noch Aufklärungsbedarf“. Verschiedene Verbände und Parteien äußer-ten scharfe Kritik gegenüber der Arbeit der Antidiskriminierungsstelle. Volker Beck von den Grünen erklärte, dass sich die Antidiskriminierungsstelle mit der Studie ein „Armutszeugnis“ ausstelle. „Die Antidiskriminierungsstelle muss Anwältin der von Diskriminierung Betroffenen und Bedrohten sein, anstatt selbst Vorurteile gegen Antidiskriminierungsgesetzgebung nachzube-ten“, so Beck weiter.
Empirie / Forschung Ethnie; Herkunft; Migration; Kultur Sprache Deutsch