Flache Witze gegen Frauen, Juden und Zigeuner: Kinofilm in der Kritik

Er poltert, pöbelt, polemisiert gegen Frauen und hält den jüdischen Bevölkerungsanteil für das größte Problem seines Landes: Borat Sagdiyev, kasachischer Fernsehjournalist und höchstoffizieller Botschafter seines Landes für die Vereinigten Staaten. In Kasachstan treffe man schließlich auf eine tolerante Gesellschaft, seit im Jahr 2003 liberale Gesetze erlassen wurden. So sei es Frauen nunmehr gestattet, auch in (und nicht mehr nur auf) einem Bus mitzufahren; Homosexuelle müssten nicht länger blaue Erkennungsmützen tragen und die Volljährigkeit sei auf acht Jahre angehoben worden. Die provokante Gesellschafts-Komödie schlägt inzwischen hohe Wellen. Die kasachische Regierung schaltete eigens vierseitige Sonderanzeigen in amerikanischen Zeitungen, um das entstandene Bild ihres Landes in den Vereinigten Staaten zurecht zu rücken. Bereits vor einem Jahr schalteten sie vorsorglich Borats kasachische Homepage ab. Der nimmt auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um den Umgang mit Frauen geht: geheiratet wird „selbstverständlich“ ohne Einwilligung der Auserwählten, die danach für die häusliche Arbeit zuständig ist – ohne jegliche Rechte. Dass Frauen in Amerika am Steuer eines Autos sitzen dürfen, erstaunt Borat zutiefst. „Einer Frau Macht geben ist wie einem Affen Waffen geben“ tönte der selbsternannte Botschafter Kasachstan in der deutschen Tageszeitung „Die Welt“. Die Springer-Zeitung und andere deutsche Medienunternehmen könnten für ihre Bewerbung des Kinofilms Probleme bekommen: zwei Strafanzeigen wegen des Verdachts der Volksverhetzung liegen inzwischen vor. Das Europäische Zentrum für Antiziganismusforschung hat nach eigener Mitteilung eine Strafanzeige unter anderem gegen den Darsteller und die Filmproduktionsfirma Twentieth Century Fox Home Entertainment Germany gestellt. Auch die Fernsehsender RTL, Sat1, ProSieben und MTV wurden verklagt, weil sie Werbespots zum Film ausgestrahlt haben. Die Internetseite „Welt.de“ soll sich vor Gericht für ein Interview mit dem „Borat“-Darsteller verantworten. Das ermunterte Sacha Baron Cohen as. Borat, weiter gegen die fehlende Pressefreiheit in Kasachstan zu wettern. Er genießt den Rummel um seinen Film, der eigentlich nur die unterschwelligen Vorurteile gegenüber Frauen, Juden und Homosexuellen plakativ darstellen sollte. Ehrensache, dass er zur Premiere seines Filmes in einem Viehkarren vorfuhr, der von sechs Frauen gezogen wurde.

Quelle:
Ungleich Besser Diversity Consulting