Wenn ein Unternehmen selbst über Unconscious Bias berichtet
Die Cilag AG, Teil der Janssen Pharmaceutical Companies von Johnson & Johnson, behandelte das Thema „Unconscious Bias“ ausführlich im Mitarbeitermagazin. Der Bericht zeigt, wie ein ganzheitlicher Trainingsansatz Vorurteile sichtbar macht und messbar zur Verbesserung von Zusammenarbeit beiträgt.
Ausgangslage: Unternehmensbericht als Fallstudie
Dieser Beitrag fasst einen ausführlichen Artikel im Mitarbeitermagazin retorte der Cilag AG (Schaffhausen), Ausgabe Juli 2018 zusammen. Darin berichtete das Unternehmen selbst über seine Aktivitäten rund um Unconscious Bias – ein Thema, das in den Fokus der HR- und D&I-Arbeit rückte.
Besonders spannend: Cilag ist Teil des hochdiversen Johnson & Johnson Konzerns und auch am Standort arbeiten Menschen aus rund 40 Nationen zusammen. Das Magazin spricht offen an, wie schnell Missverständnisse, Stereotype oder gruppendynamische Schieflagen entstehen können – und wie gezielte Trainings diese Risiken mindern. Die veröffentlichten Einblicke bieten daher eine seltene Gelegenheit, Best Practices direkt aus einem Unternehmen nachzuvollziehen.
Trainings, die alle Ebenen einbeziehen
Seit 2014 durfte ich für Janssen und Cilag ein mehrjähriges Trainingsprogramm entwickeln und begleiten. Das Besondere: Nicht nur Führungsteams, sondern auch die gesamte Produktion wurden einbezogen. Dialog-Sessions auf Shopfloor-Ebene, Trainings mit allen EMEA-Führungsteams und die Ausbildung interner TrainerInnen schufen eine Breite, die weit über gängige Formate hinausging.
„Das Besondere hier ist, dass der damalige Chef Claudio Cescato es als substantiell erachtete, dass nicht nur die Führungsteams, sondern die gesamte Produktion in den Prozess integriert wurde“, erläuterte ich im Mitarbeitermagazin retorte.
Die Rückmeldungen waren durchweg positiv: Prozesse verbesserten sich messbar, Teamgeist und Engagement stiegen, und auch harte Faktoren wie Safety profitierten.
Vorurteile erkennen, Muster durchbrechen
Wissenschaftlich sind über 170 Bias-Typen dokumentiert – und wirken typischerweise automatisch und unbewusst. Der Bericht nennt Beispiele vom „Tattoo-Protz“ bis zum „smarten Brillenträger“ – stereotype Zuschreibungen, die unreflektiert Karrieren, Zusammenarbeit und Entscheidungen prägen können.
„Es ist beeindruckend, wie viele Informationen wir übersehen oder zusätzlich hineininterpretieren“, erläuterte Dario Bosshard, Mitarbeiter und Psychologie-Student, der das Thema intern präsentierte. Und seine Kollegin Katharina Zoric betonte: „Menschen, die auf den ersten Blick nichts mit uns gemeinsam haben, sind uns oft auf den zweiten Blick sehr ähnlich. Diversität bereichert unsere Welt und schafft Innovation.“
Die breite und langfristige Perspektive
Im Gespräch mit der retorte-Redaktion beantwortete ich fünf Fragen, die relevant bleiben. Hier eine Kurzfassung:
- Was hat sich verändert? – „In der Arbeitswelt sehe ich grosse Fortschritte. Gleichzeitig zeigen politische Polarisierungen, dass wir noch nicht alle Gesellschaftsschichten erreicht haben.“
- Sind Biases ausmerzbar? – „Nein, aber ihre unerwünschten Effekte lassen sich vermeiden oder zumindest reduzieren.“
- Woher kommt Bias? – „Frühere Überlebensinstinkte – Angst vor Fremdem – sind in der globalisierten Welt hinderlich geworden.“
- Was bedeutet das für Unternehmen? – „Nur wenn man Biases erkennt, kann man sie adressieren. Erfolgreich sind Programme, die firmenspezifisch zugeschnitten sind – wie bei J&J.“
- Wie sieht die Zukunft aus? – „Gesellschaften diversifizieren sich weiter. Es wäre gefährlich, Themen gegeneinander auszuspielen. Jeder Mensch besteht aus vielen Facetten, diese Individualität gilt es zu respektieren.“
Fazit: Fallstudie mit Strahlkraft
Die Arbeit bei Janssen Cilag zeigt exemplarisch: Diversity-Trainings, die tief in die Organisation hineinreichen, entfalten strategische Wirkung. Sie verbessern Zusammenarbeit, fördern Innovation und steigern messbar die Performance.
Unconscious Bias bleibt eine Herausforderung – doch mit Mut, Klarheit und langfristiger Verankerung kann daraus ein Motor für Kultur, Führung und Erfolg werden.