Diskriminierung sitzt tief – in Jedem
Jugendliche aus Mecklenburg Vorpommern setzen sich seit einem halben Jahr mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auseinander. Ziel ist es, einen Pass als Coach für interkulturelle Jugendarbeit zu erhalten. In einer Seminarreihe beschäftigen sich die 14-18-Jährigen mit Elementen wie Rassismus und Antisemitismus, Sexismus und Homophobie. Beim Wochenendseminar zum Thema Diskriminierung, Mobbing und Gewalt fällt der offene Austausch nicht schwer, da fast jeder von Erfahrungen berichten kann – sowohl aus der Täter- als auch aus der Betroffenenperspektive. Sie erzählen von Demütigungen durch LehrerInnen vor der ganzen Klasse, Belästigungen oder Cybermobbing und es herrscht Einigkeit darüber, dass man als Zeuge von Diskriminierung eingreifen muss. In Rollenspielen, wie sie aus Assessment Centern oder Diversity-Trainings bekannt sind, werden die neuen Erkenntnisse auf die Probe gestellt: Auf einem
untergehenden Boot sitzen zwölf Personen, von denen nur vier gerettet werden können. Vertreten sind u. a. ein aus Afghanistan zurückkehrender Soldat, eine alleinerziehende Mutter, eine 16-jährige Schulabbrecherin, ein 32-jähriger Moslem, eine Prostituierte mit HIV und andere. Der beklemmende Aushandlungsprozess spiegelt eine Vielzahl von Diskriminierungsmechanismen wider, die kurz zuvor noch als Ideologie der Ungleichwertigkeit benannt worden waren.
Selbstkritisch resümieren Teilnehmer ihre Erkenntnis, dass Diskriminierung tief in Jedem stecke. Dass Vorurteile und Stigmatisierungen vor allem im Arbeitsalltag bestehen, fand ein aktueller Eurobarometer der EU in Bezug auf sexistische Stereotype heraus. Tatsächlich zeigen Mitarbeiterbefragungen eine Großzahl von ausgrenzenden Alltagsbeispielen wie z. B. Witzeleien über schlecht einparkende Frauen, nicht multitasking-fähige Männer oder schlecht deutsch-sprechende MigrantInnen. Entsprechend beinhalten erfolgreiche Diversity-Trainings Elemente, die Auswirkungen von Stereotypisierungen thematisieren.
Alter Ethnie; Herkunft; Migration; Kultur Gender LGBTQI* Sprache Deutsch