Menschenfeindlichkeit in Europa weit verbreitet
Haben die Populisten womöglich doch Recht? Fühlen sich europäische Identitäten bedroht? Die im März 2011 veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der Universität Bielefeld im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung legt dies leider nahe. Denn anstelle einer weltoffenen und toleranten Grundeinstellung herrscht laut der Untersuchung in Deutschland, wie auch in vielen anderen europäischen Ländern, eine erschreckend deutliche Fremdenfeindlichkeit. Die Befragungen in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Portugal, Polen, Ungarn und den Niederlanden haben ergeben, dass die Hälfte der Teilnehmer der Meinung sind, in ihrem Land gebe es zu viele Zuwanderer. Zudem bejahte ein Großteil der Befragten die Aussage „der Islam sei eine Religion der Intoleranz“ und immerhin ein Drittel findet, dass bestimmte Völkergruppen anderen vergleichsweise überlegen sind.
Diese Ergebnisse sind ebenso schockierend wie besorgniserregend und werden durch schlecht geführte Integrationsdebatten oder unüberlegte Aussagen, wie die des neuen deutschen Innenministers Friedrichs, sicherlich verschlimmert. „Kulturelle und nationale Vielfalt bedeuten für ein Land nicht nur eine unstrittige gesellschaftliche Bereicherung,“ kommentiert Diversity-Experte Michael Stuber die aktuelle Situation, „Für die Wirtschaft bildet Vielfalt in Zeiten von Globalisierung, demographischem Wandel und Innovationsdruck einen Erfolgsfaktor, wenn nicht eine Notwendigkeit“. Allerdings, so Stuber weiter, bedarfe es entsprechend dem Potenzial-Prinzip einer bewussten Wertschätzung und einer gezielten Einbeziehung. Dies gelte genauso auf staatlicher Ebene. Nur dann können sich die Potenziale von Vielfalt entfalten und optimal genutzt werden, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Empirie / Forschung Ethnie; Herkunft; Migration; Kultur Sprache Deutsch