Männer in Frauenberufen ohne Barrieren erfolgreich Männer in Frauenberufen ohne Barrieren erfolgreich
Die öffentliche Debatte über Chancengleichheit von Männern und Frauen konzentriert sich derzeit auf die Barrieren, mit denen Frauen in Männerdomänen zu kämpfen haben. Doch was ist eigentlich mit Männern in „typischen“ Frauenberufen? Haben sie ähnliche Hürden zu überwinden oder ist für die Herren auch in fremden Gefilden alles in Ordnung? Mit dieser Frage befasst sich die Abteilung für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Leipzig in ihrem Forschungsprojekt „Salutogenetische Bedeutung des Geschlechtesrollenselbstkonzeptes: Determinanten psychosozialer Gesundheit in geschlechtsuntypischen Berufsfeldern“. Unter diesem kryptisch-akademisch anmutenden Titel verfolgen die ForscherInnen einen pragmatischen Ansatz: Sie befragen Männer in (stereo)typischen Frauendomänen, wie zum Beispiel Floristen, Erzieher oder Krankenpfleger, nach ihrem Rollenverständnis und ihrem Wohlbefinden als berufliche Minderheit.
Zwar zeigen die Ergebnisse, dass auftretende Probleme wie mangelnde Akzeptanz, ähnlich wie bei Frauen in Männerberufen, durch das Arbeitsumfeld begründet werden, doch im Allgemeinen scheint die Arbeit als geschlechtliche Minderheit bei Männern weniger Hürden zu verursachen. So nehmen die Männer laut Umfrageerkenntnissen die Balance zwischen männlichen und weiblichen Eigenschaften in ihrem Beruf als Bereicherung wahr: sie schreiben sich auch typisch weibliche Fähigkeiten zu und können gleichzeitig männliche Kompetenzen einbringen. Männer in Frauenberufen bestätigen somit das Bild des modernen Mannes, der keine Angst hat seine vor Männlichkeitsverlusten hat, nur weil er sich nicht rollenkonform verhält. Damit sind die Männer in Frauendomänen den Frauen in Männerdomänen einen deutlichen Schritt voraus. Ihnen wird häufig ein Mangel an Weiblichkeit sowie Identifikationsverlust zugeschrieben, wenn sie sich typisch männliche Eigenschaften zu Eigen machen. Es bleibt jedoch zu klären, ob Frauen einfach toleranter gegenüber ihren männlichen Kollegen sind, oder ob die Männer so zielstrebig sind, dass es ihnen egal ist, was ihr Arbeitsumfeld von ihnen denkt.