Presseschau: Diversity ist kein Zufallsprodukt
Diversity ist längst kein Nischenthema mehr – das zeigen die regelmäßigen Berichte in der überregionalen Tagespresse. Als beispielsweise das Handelsblatt im April eine Sonderveröffentlichung zu „Deutschlands besten Arbeitgebern“ zusammenstellte durfte der Blick auf den „Erfolgsfaktor Vielfalt“ nicht fehlen.
Die Wirtschaftszeitung beschreibt einen Bankkaufmann, der den offenen Umgang eines Vorgesetzten mit seiner Homosexualität zum Anlass nahm, sich ebenfalls zu outen. Das Beispiel zeigt: Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden in ihrer individuellen Vielfalt stärken und fördern, erhalten produktivere und loyalere Angestellte. In der Welt der Wirtschaft ist diese Erkenntnis keine Neuigkeit mehr, wie der Diversity-Experte Michael Stuber gegenüber dem Handelsblatt deutlich machte. Noch entstehe Vielfalt in zahlreichen Unternehmen meist zufällig: Den Führungskräften sei es oft „egal“, ob ihre Kollegen schwarz oder homosexuell seien. Dies mag nur auf den ersten Blick eine begrüßenswerte Haltung sein, ist aber nach Einschätzung von Stuber tatsächlich ein Problem: „Nur, wer Unterschiede bewusst beachtet, kann vielfältige Potenziale systematisch nutzen,“ sagte er dem Handelsblatt.
Dass Vielfalt im Unternehmensalltag bewusst wertgeschätzt werden kann, verdeutlich das Handelsblatt mit Beispielen aus dem Wettbewerb „Deutschlands beste Arbeitgeber“. Die Unternehmensberatung Accenture hat beispielsweise einen Pride Month eingeführt, mit dem ein Zeichen gesetzt werden soll, dass Mitarbeitende ihre (gleichgeschlechtliche) sexuelle Orientierung nicht verstecken sollen. Doch Diversity wird noch immer leicht als Schubladensystem missverstanden. In einem Interview mit der Mitarbeiterzeitschrift des Merck Konzerns stellt Michael Stuber klar, dass es zu kurz gedacht wäre, wenn Frauen speziell weibliche Kunden betreuen sollten und Türken für türkische Kunden zuständig wären. Vielmehr zeigt er auf, dass Menschen als Individuen angesprochen und nicht in Schubladen gepresst werden wollen.
Diversity-Praktiker wissen daher, dass eine zentrale Strategiekomponente in der Schaffung von Bewusstsein und Verständnis für die Bedeutung von Unterschiedlichkeit besteht. Ein intelligentes Diversity Management strebt einen bewussten Umgang mit der Vielfalt der Belegschaft an – auch gut gemeinte Willkür oder persönliche Präferenzen sind grundsätzlich fehl am Platz. Das verdeutlichte Stuber im Gespräch mit dem Kundenmagazin 222plus der Privatbankiers Sal. Oppenheim & Cie. Die Einstellung älterer Arbeitnehmer sollte demzufolge nicht als Entscheidung für soziale Verantwortung, sondern als klar wirtschaftlich und kompetenzorientierte Entscheidung verstanden werden.