Bessere Work Life Balance durch Handy/E-Mail Verbot nach Feierabend

Kurze Terminabstimmungen, Briefings für die Konferenz oder Nachfragen zum Projektverlauf – für viele Berufstätige ist das Mobiltelefon zum ständigen Begleiter im Arbeitsalltag geworden. Doch die Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit kann schnell zur Belastung werden – mehrere Unternehmen testen daher einen Mobilfunk-Boykott.
Zum Schutz der Belegschaft werden im Volkswagen-Konzern künftig keine E-Mails mehr nach Feierabend auf die Dienst-Blackberrys geschickt. Gemäß entsperchender Vereinbarung durch den  Betriebsrat wird die Mailflut gestoppt, indem der Server eine halbe Stunde nach Ende der Gleitzeit ebenfalls Feierabend macht. Damit versiegt der Nachrichenstrom auf den dienstlichen Mobilfunkgeräten von über 1.100 Mitarbeitenden.
Ganz neu ist diese praktische Idee allerdings nicht: Der Konsumgüterkonzern Henkel hatte im Dezember 2011 seiner Belegschaft ein mail-freies Weihnachtsfest geschenkt – Konzernchef Kaspar Rorsted höchstpersönlich hatte ein entsprechendes Mail-Verbot verhängt. Rorsted begründete den Schritt mit dem mangelnden Respekt, der Beschäftigten und ihren Familien entgegen gebracht würde. Manches Unternehmen hält die Benutzung des Handys während der Mittagspause als eindeutiges Zeichen für mangelndes Zeitmanagement und schickt entsprechenden Mitarbeitenden in einen Zeitmanagementkurs.
Technische Ansätze, wie auch das Löschen der Bürobeleuchtung nach 20 Uhr, vermögen allerdings nur, einen pragmatischen Eckpunkt zu schaffen. Wenn die Unternehmenskultur – bzw. konkret die Führungskultur – diese Regularien nicht konkret unterstützt und vorlebt, wird die Verfügbarkeitskultur, die häufig mit ‚Engagement’ oder ‚Leistungsfokus’ verwechselt wird, weiterhin vorherrschen. Unliebsame Regeln zu umgehen war immer schon eine leichte Übung für eingeschworene Gruppen, die mit entsprechenden Möglichkeiten ausgestattet waren.