Industrie und Handel: „Problemloser“ Migrationshintergrund?
Der Alltag in Deutschland ist bunt – inzwischen hat etwa jeder fünfte Deutsche einen Migrationshintergrund. Und die Menschen, die ihre Kultur und Kenntnisse hierzulande einbringen, sind längst fester Bestandteil der Belegschaft von mittleren und großen Unternehmen – eigentlich… Um sicher zu gehen, dass kein Handlungsbedarf besteht, hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag bei seinen Mitgliedsunternehmen nachgefragt, wie Integration vor Ort gelingt. Wenig überraschend stellt der Dachverband seinen Firmen ein gutes Zeugnis aus: „Problemlos“ sei das Zusammenspiel von Mitarbeitenden aller Nationen in der Regel, stellt der DIHK fest und nennt die Bauwirtschaft als Musterbeispiel. Nach Angaben des DIHK fördern zwei von fünf Betrieben die Vielfalt ihrer Belegschaft, indem sie gezielt auf die Suche nach neuen Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund gehen. Dass dies für alle Betriebe selbstverständlich sein sollte, thematisiert der Bericht indes nicht.
Zwischen den Zeilen erkennen aufmerksame LeserInnen weitere Hürden – so funktioniert die Integration bei höher und mittel Qualifizierten besser als bei Mitarbeitenden mit geringer Qualifikation. 36 Prozent der Befragten der oberen Qualifikationsgruppe gaben an, dass sich die interkulturelle Zusammenarbeit problemlos gestalte. Bei den gering Qualifizierten sind es (nur!) 15 Prozent. Zudem gilt generell: Je größer der Betrieb, desto wahrscheinlicher sind gezielte Vielfalts-Maßnahmen. Auch die Instrumente, die zur gezielten Förderung von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund eingesetzt werden, sind bislang noch nicht weit verbreitet: 15 Prozent der befragten Unternehmen bieten eine berufsbezogene Sprachförderung an, in 16 Prozent der Unternehmen gibt es spezielle AnsprechpartnerInnen für Kollegen „aus aller Welt“. Entgegen seiner deutlich positiven Darstellungsform macht der Kurzbericht im DIHK Newsletter 05/2012 eher Handlungsbedarf deutlich.
Ethnie; Herkunft; Migration; Kultur Inklusion Sprache Deutsch