WORK/LIFE-BALANCE: SCHON VIELE ANGEBOTE, NOCH WENIG NUTZEN

Neue Work/Life-Praxisstudie zeigt: Aktivitäten müssen über die Pläne von Ministerin von der Leyen hinaus gehen.
Führende Arbeitgeber in Europa bieten ihren MitarbeiterInnen eine Vielzahl von Instrumenten zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: von Entspannungstrainings über Telearbeit bis zu Leih-Omas. Die gewünschten Positiveffekte bleiben jedoch bisher gering, weil die Unternehmenskulturen und die beteiligten Führungskräfte Work/Life-Balance kaum zulassen. Dies fand die „Work/Life-Praxisstudie“ (WLPS) von Ungleich Besser Diversity Consulting heraus. „Die Wirtschaft hat bereits begonnen, die Vereinbarkeit von Kind und Karriere zu ermöglichen. Zusätzlich zu Kita-Plätzen braucht Deutschland dringend eine vielfältige Familienkultur“, resümiert der Diversity-Forscher und Autor Michael Stuber. Die Pläne der Ministerin seien nur ein verspäteter Anfang. WLPS analysierte erstmals den Umsetzungsstand von Vereinbarkeitsprogrammen in der Wirtschaft.
115 innovative Unternehmen aus 15 Ländern Europas beteiligten sich an der Erhebung, davon allein 63 aus Deutschland. Vor allem mit Blick auf die Mitarbeitervielfalt ermittelte die Studie die Verbreitung personalpolitischer Instrumente zur Integration von Beruf und Privatleben. Weiterhin stellt die Studie Erfolgsfaktoren und den Zusammenhang von Work/Life zur Unternehmenskultur und zu wirtschaftlichen Mehrwerten dar. Demnach wird Work/Life-Balance von 90 Prozent der Befragten unter anderem zur Mitarbeitermotivation umgesetzt. Allerdings orientieren sich die gängigen Ansätze vor allem an traditionellen Lebensentwürfen. Die häufigsten Instrumente sind Teil- und Gleitarbeitszeitmodelle sowie Jobsharing und Arbeitszeitkonten. Eine Kinderbetreuung im Notfall bieten 49 % der Befragten an, 33 % erwerben Belegplätze, 20 % unterhalten einen Betriebs-Kindergarten, weitere 11% planen dies. Innovative Modelle sind, so der Abschlussbericht, ebenso wenig zu erkennen wie eine ausgeprägte Veränderungsdynamik.
Zwei international tätige Konzerne nahmen die Work/Life-Praxisstudie zum Anlass, ihre eigenen Programme und ihre Kultur zu durchleuchten und sich mit dem Markt zu vergleichen. „Diese Unternehmen haben erkannt, dass pro-aktive Work/Life-Ansätze für die künftige Wettbewerbs-fähigkeit und für den Standort Deutschland erforderlich sind“, freut sich Stuber. Sein WLPS Sample liefert einen umfassenden Benchmark für Positionierungen im Bereich Work/Life.