Work-Life-Blending als Risikofaktor und der WLB-Vorsprung kleinerer Unternehmen

War es vor ein paar Jahrzehnten wohl eher die Ausnahme, dass Arbeit mit nach Hause genommen wurde, so ist es heute ein üblicher Vorgang. 77 Prozent der Europäer arbeiten in ihrer Freizeit, wie eine Mitarbeiterbefragung von insgesamt 4.500 Büroangestellten in 7 Ländern durch Samsung ergab. Gleichzeitig gaben Dreiviertel der Befragten zu, am Arbeitsplatz private Dinge zu erledigen; von manchen Unternehmen wird das als Zeit-Diebstahl bezeichnet. Die befragten Mitarbeiter selbst glauben zu 40 Prozent durch die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben mehr zu schaffen, ein Drittel der Angestellten hat zudem das Gefühl, auf diese Weise weniger Stress zu erleiden.
Diese Antworten könnten für Unternehmen ein Anreiz sein, den Arbeitnehmern ihren individuellen Rhythmus zuzugestehen, ihnen etwa auch private Beschäftigungen in den Bürozeiten zu gestatten, solange sich dies nicht auf die Qualität der Arbeit niederschlägt. Genauso können die Arbeitgeber dann darauf vertrauen, dass der Arbeitnehmer produktive Phasen in seiner Freizeit nutzt, um Deadlines einzuhalten und die ihm und ihr gestellten Aufgaben in der vorgegeben Zeit erledigt werden. Potentielle Probleme ziehen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer an zwei Fronten auf: Zum einen wird von 30 bis 40 Prozent der Befragten das Diensthandy für private Zwecke genutzt, ebenso wird das Privathhandy für dienstliche Aufgaben genutzt. Daraus können Sicherheitslücken resultieren, Angestellte werden trotz klarer Unternehmensrichtlinien so unabsichtlich zu „angestellten Hackern“. Zum anderen kann durch die Verschmelzung von Privat- und Berufsleben auch ein Mehr an Stress resultieren. Anfang August veröffentlichte die OECD eine Studie mit ihrem Better-Life-Index; in Deutschland hat sich in der Zeit von 2004 bis 2010 die gefühlte Work/Life-Balance verschlechtert.Welche deutschen Unternehmen weisen eine besonders gute Verbindung des Arbeits- mit dem Privatleben auf? Das zum Karriereportal XING gehörige Arbeitgeberbewertungsportal Kununu veröffentlichte Mitte Juli hierzu ein Ranking und stellte darin fest, dass kleinere und mittlere Unternehmen einen deutlichen Vorsprung bei der Work/Life-Balance genießen. Die sogenannten Hidden Champions kommen vor allem aus der IT- und Beratungsbranche. Diese können Ihren Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten, Home-Office und Mitarbeiterevents anbieten, große Unternehmen landen bei Kununu nur im Mittelfeld, hier liegt Volkswagen vor Daimler, Siemens, E.ON und der BASF.