Was wollen die „Jungen Leute von heute“?

Immer wieder hört man, Jugendliche seien desinteressiert, das neuste Handy sei ihnen wichtiger als Vorstellungen von ihrer Zukunft. Doch welche Werte vertreten Jugendliche wirklich? Mit welchen Erwartungen gehen sie an ihr Berufsleben? Ein Trend wird bei allen Studien deutlich: Die Jugendlichen von heute sind pragmatisch orientiert. So zeigt eine repräsentative ipos Studie, dass die Mehrheit der jungen Erwachsenen eine ausgeprägte Bereitschaft zeigt, den Wohnort zu wechseln, wenn sich dadurch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. 76 Prozent der westdeutschen und 82 Prozent der ostdeutschen Befragten gaben an, einen Umzug in Kauf zu nehmen, sollten sie dadurch leichter einen Arbeitsplatz finden. Auch die 14. Shell Jugendstudie bestätigt diesen Trend. In der gegenwärtigen gesellschaftlichen Lage seien Heranwachsende höheren Leistungsanforderungen und Risiken ausgesetzt als noch vor 20 Jahren. Das betrifft ein mögliches schulisches und berufliches Versagen, die Arbeitsmarktsituation, aber auch die persönliche Sicherheit in einer Welt offener Grenzen. Studienleiter Hurrelmann erklärt dazu: „Die Jugendlichen haben ihre Wertorientierungen an diese neuen Rahmenbedingungen angepasst“. Die meisten Jugendlichen reagieren auf die neue gesellschaftliche Agenda mit positivem Denken und erhöhter Leistungsbereitschaft. „Aufstieg statt Ausstieg“ lautet das Motto, nach dem sie ihre Zukunft gestalten, konstatiert die Shell Studie. Ziel sei es, in einer leistungsorientierten Gesellschaft erfolgreich zu sein. Während in der zweite Hälfte der 1980er Jahre erst 62 Prozent der Heranwachsenden „Fleiß und Ehrgeiz“ für bedeutsam hielten, sind es heute bereits 75 Prozent.

Die Shell Jugendstudie stellt fest, dass sich die Mentalität der Jugendlichen insgesamt von einer eher gesellschaftskritischen Gruppe in Richtung der gesellschaftlichen Mitte verschoben hat. Das Motto „No Future“ früherer Generationen hätte ausgedient. Der aktuellen Studie „Jugend.Werte.Zukunft!“ der Universität Mannheim nach, gaben 80 Prozent der Jugendlichen an, dass ihnen ihre Zukunft wichtig oder sehr wichtig sei. Dieser Wertewandel wird gerade von den weiblichen Heranwachsenden getragen: Junge Frauen seien heute ehrgeiziger und selbstbewusster. „Karriere machen“ und „Verantwortung zu übernehmen“ ist für sie ebenso wichtig wie für junge Männer. Gleichzeitig hat die Familie einen hohen Stellenwert. 75 Prozent der weiblichen und 65 Prozent der männlichen Befragten meinen, eine Familie zum „glücklich sein“ zu brauchen. Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen wollen später eigene Kinder haben. „Karriere und Familie schließen sich bei den meisten Jugendlichen heute nicht mehr aus, sondern sind zwei zentrale, gleichberechtigte Zielvorstellungen für die Lebensführung“, so Hurrelmann.Das zusammenwachsende Europa betrachten Jugendliche als persönliche Chance. Eine relative Mehrheit der Jugendlichen (47 Prozent) spricht sich dafür aus, dass sich die Europäische Union perspektivisch zu einem Staat entwickeln sollte. Ähnliches gilt für die EU-Osterweiterung. Aus Sicht der Jugendlichen wird das Leben durch die Globalisierung interessanter und vielfältiger. Auch das Bild nachdem Jugendliche egoistisch und wenig sozial seien, widerspricht aktuellen Befunden: Neun von zehn Jugendlichen geben an, dass es ihnen wichtig ist, sich fair gegenüber anderen Menschen zu verhalten und Konflikte friedlich zu lösen.